laut.de-Kritik
Gute Melodien, makellose Produktion - nur der frühere Wahnsinn fehlt.
Review von Michael EdeleScheint wohl so, als hätten es die Duisburger mittlerweile aufgegeben. Allerdings nur den Versuch, endlich mal ein Label zu finden, dem gute Musik nicht erst in den Arsch beißen muss, um ihre Hörerschaft zu finden. Nach dem deutlichen Statement in Form von "Music For A&Rs" von 2008 hält das Sextett eisern den eingeschlagenen Kurs und nimmt alle Belange in die eigene Hand.
So erscheint "Robot Says I Love You" über das hauseigene Label Le Fink Records. Wie beim Vorgänger lässt sich an der Produktion des Albums nicht das Geringste aussetzen. Was aber leider in den letzten beiden Jahren ein wenig auf der Strecke geblieben ist, sind die unbändige Spielfreude und die verrückten Ideen, die "Music For A&Rs" schon beinahe in einer Ecke mit Faith No More angesiedelt haben. So wild und ungestüm geht es auf der neuen Scheibe leider nicht mehr zu.
Den Einstieg wählen The Bonny Situation mit dem besinnlichen "You Built Me Up" nicht sonderlich clever. Mag ja sein, dass man per Konzeptstory die 'Menschwerdung durch Liebe' dokumentieren will. Aber ein Album sollte man gemeinhin mit einem Paukenschlag eröffnen. Der bleibt leider aus, die Nummer klopft höchstens höflich an die Tür. Auch im Folgenden vermisst man schmerzlich den galoppierenden Wahnsinn, der manch altem Hit inne wohnte.
The Bonny Situation 2010 haben mit den rauen Klängen von den ersten Scheiben kaum mehr etwas gemein. Womit sie dafür nach wie vor aufwarten: treffsichere, wenn mittlerweile auch poppigere Melodien und diverse Singalongs, die sich auf Dauer im Gehörgang festbeißen. "The Way You Are", "From Orange To Red" oder "Skin Sensation" dürften live genauso gut funktionieren wie auf CD.
"Robot Says I Love You" fährt einige Ideen auf, die Sänger Benny (der sich auch bei Unser Star Für Oslo versucht hat) wirklich gut umsetzt. Die großen Hits sind (von dem tollen, balladesken sixtiesartigen "Holding Back" mal abgesehen) dieses Mal leider nicht dabei. Das relaxte "I Swear" geht trotzdem als mein heimlicher Favorit durch, und mit "Over The Borderline", das manch einem aus der Stefan Raab-Show bekannt sein dürfte, steht ein echter Ohrwurm auf der Scheibe.
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