laut.de-Kritik
Punkrock kann so unterhaltsam sein!
Review von Mathias MöllerLiebe Herren Gesangsverein, da habt ihr ja ein schönes Gesellenstück abgeliefert! Ja, das zweite Album der Bottrops hat es – zugegebenermaßen unerwartet – in sich.
Ein grelles Cover mit dem Untertitel "Entertainment Overkill", auf dem die vier Bottropopper mit Konsolen-Controllern abgebildet sind, täuscht noch darüber hinweg. Doch sobald man sich die sechzehn Stücke zu Gemüte führt, merkt man: Hier steckt mehr dahinter als nur vierzig Minuten neuer Musik von den Erben der Terrorgruppe.
Textlich halbwegs anspruchsvoll (natürlich nicht auf Tocotronic-Niveau, doch gut vom sonstigen Deutsch-Punk-und-Pöbel-Lyrik abgehoben) und vor allem ungemein poppig, aber immer authentisch punkig, singen Bang Bang Benno, Slash Vicious und Johnny Bottrop (Robo Borowski ist der Genügsame in der Band, er beschränkt sich aufs Schlag zeugen) von der deutschen Medienlandschaft.
Jupp, auf "Entertainment Overkill" geht es, jetzt erklärt sich auch der Titel, um die ganze Grütze, die wir so in Funk und Fernsehen vorgesetzt bekommen. Geschichtsfälschung wird in "Die Grossen Der Geschichte" aufgedeckt, dem Knopp-Afficionado klipp und klar gesagt: Hitler war ein Nazi.
Natürlich versuchen auch die Bottrops einen internationalen "Hit" zu landen, ob es gelingt, bleibt dem Hörer überlassen. Aber Moment. Wenn es in jedem Song um die schöne bunte Medienwelt geht, dann ist das doch ein Konzeptalbum?! Etwas, was sonst eher Pink Floyd machen, oder Alan Parson Dingsbums, oder vielleicht gerade noch Guns N' Roses. Aber doch keine Punkrocker!
Nun hat mal ein schlauer Mensch Punkrock situationistisch definiert: Das zu machen, worauf man jetzt gerade Lust hat. Das sei Punkrock. Demnach sei auch eine Bankerlehre zumindest potentiell ziemlich punkig. Oder eben ein Konzeptalbum.
Ins Konzept passt da auch, dass die Bottrops zu jedem Song eine weitergehende Cross-Media-Empfehlung geben: Ein Film (Ernst Lubitsch – Sein Oder Nichtsein), andere Musik (Alles von Truck Stop) oder ein Comic (Enki Bilal – Die Kreuzfahrt der Vergessenen) zur Vertiefung. Dazu gibts in der zweiten Hälfte des Booklets kurze Kurzgeschichten. Punkrock kann so unterhaltsam sein!
1 Kommentar
Geiles Album! Bankerlehre ((-: ich lach mich tot!!!