laut.de-Kritik
Psychedelischer Alternative Rock aus Kalifornien.
Review von Giuliano Benassi"Fuck you, Anton, fuck off!" spricht eine aufgeregte weibliche Stimme im Opener "The Wrong Way" auf einen Anrufbeantworter. "I miss you and I love you" verkündet dagegen ein andere im abschließenden "The Right Way". Dazwischen liegen fünfzehn Lieder, die dieses Album zu etwas Besonderem machen.
Schwebende Flöten und ein ätherisches Keyboard ("Introesque") führen zu tiefem Bass, Akustikgitarre und einer Orgel, die eine hohe, heisere Stimme begleitet. "This is the greatest love we could find", verkündet Bandleader Anton Newcombe und erinnert dabei entfernt an die Beatles aus "Magical Mystery Tour".
Wie der Bandname nahe legt, ist das zentrale Anliegen von Brian Jonestown Massacre der Rock aus Rolling Stones' psychedelischer Phase. Seit mittlerweile dreizehn Jahren aktiv, hat die kalifornische Combo ihr Repertoire jedoch stark erweitert. "Here To Go" hört sich etwa an wie ein buddhistisches Gebet, unterstrichen von akustischer Rhythmusgitarre, Klavier und Synthie-Geigen, während das an Dandy Warhols erinnernde "When Jokers Attack" neben einem einprägsamen Riff chartkompatible Klänge liefert. Mit einem Titel wie "Prozac vs. Heroin" zeigen BJM jedoch, dass sie kommerziellen Erfolg peinlichst meiden wollen.
Recht ruhig fließt die Platte vor sich hin, ohne auf Kanten zu verzichten, gut anhörbar und doch schrullig - eine Eigenschaft, die sie mit Grandaddy oder Earlimart teilen. Auf die rockigen Töne von "Geezers" folgt das schräge Gezupfe von "Maryanne", in dem zwei Stimmen zeitlich leicht versetzt das Gleiche singen. Das instrumentale "You Look Great When I'm Fucked Up" vereint Ennio Morricone-Stimmung mit einer sirenenartigen Slide-Gitarre und erinnert entfernt an Calexico mit Keyboardeinlage. Das kurze Zwischenspiel "What Did You Say" könnte vom Karneval in Rio stammen, während das programmierte "Prozac vs. Heroin Revisited" schon fast Trip Hop-Sound vorweist.
Nach dem countryesken "Some Things Go Without Saying", einem zweiten Spaghetti-Western-Stück "Tschusse" und den sortierten Elektronikgeräuschen von "The Pregnancy Test" geht das Album mit der Liebe verkündenden, turtelnden Stimme auf dem Anrufbeantworter zu Ende. "Die Welt ist sehr negativ, ich möchte ihr etwas Schönheit geben", erzählt Newcombe in einem Interview zur Entstehung seiner Musik. Ein Anliegen, das ihm mit diesem Album geglückt ist.
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