laut.de-Kritik
Freche Countryklänge aus England.
Review von Giuliano BenassiZwei Akustikgitarren, Schlagzeug, Bass und eine hohe, ernste Stimme, die auf Englisch etwas von glücklichen Tagen, Sonne, einem Fluss und Vögeln erzählt - nur so aus Spaß. Bereits mit der ersten Minute des Openers "Happy Days Are Here Again" erweckt die Broken Family Band das Interesse des Hörers.
Trotz Country-Anleihen und einem starken US-Akzent stammt die Combo aus dem urenglischen Cambridge. Da liegt der Schluss nahe, dass es sich um eine Persiflage handelt. Wie Frontmann Steve Adams in Interviews gerne betont, erzählt er in seinen Texten Stories, die ihm gerade so einfallen. Diese können ernst oder lustig sein: "Man sagte mir, ich müsse über meine Erfahrungen schreiben, wenn ich meinen Stil verbessern will. Leider habe ich nur Erfahrungen mit schlechtem Sex."
Beispielsweise mit der Teufelsanbeterin in "Living In Sin". "Ich musste eine Entscheidung zwischen dem Guten und dem Bösen treffen, um mit dir zu sein … du bist eine teuflische Frau, aber dein Körper macht mich verrückt, du bist eine Sex-satanische Frau, du bist voller Hass, aber genau das liebe ich", trägt Adams so unschuldig vor, als sänge er von West Virginia oder nicht zurück kehrenden Flugzeugen.
Zwar erinnert die Broken Family Band immer wieder an Cake oder Clem Snide, kann sich von den US-Kollegen aber mit einer deutlich stärkeren Prise Country absetzen. Wobei sie sich nicht scheuen, auch mal zur E-Gitarre zu greifen. "Yer Little Bedroom" klingt betont rockig, das abschließende "Coping With Fear" mündet in einer Feedback-Orgie, die nach der ansonsten eher ruhigen Stimmung etwas verstört.
Bei dieser Ausnahme bleibt es aber. "Where The Hell Is My Baby" ist ein fröhlich klingendes Stück über rasende Eifersucht. "John Belushi" beschäftigt sich mit Kokain und "Cocktail Lounge" mit exzessivem Alkoholkonsum bzw. entsprechenden Problemen bei der Kontrolle des Mageninhalts. Das fröhliche, Banjo-lastige "Honest Man Blues" beginnt dagegen mit der denkwürdigen Zeile "Wenn du in einen Puff gehst, wirst du gefickt" und der Titeltrack handelt von einem Freund, der unglücklich verliebt aus dem Urlaub zurück kehrt. "Willkommen zurück, du Verlierer, du hast uns schon wieder enttäuscht", lautet die ermunternde Begrüßung.
Für eine junge Combo, die erst ihr zweites Album heraus bringt und deren Mitglieder nebenbei Vollzeitjobs nachgehen, liefert The Broken Family Band mit "Welcome Home, Loser" ein überraschendes, mitreißendes und schlüssiges Ergebnis ab. Kein Wunder, dass John Peel begeistert war und sie einige Stücke für seine Sendung einspielen ließ.
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