laut.de-Kritik

Zu seiner Entstehungszeit war das hier State of the Art.

Review von

Manchmal halten sich Verschwörungen und anhängende Theorien über Jahrzehnte; bisweilen verschwinden sie nach kurzer Zeit. Die Vermutung, es gäbe einen dunklen Medizinerkomplott, der die Heilung von Krebs aus Geldgier künstlich aufschöbe, zeigt sich zwar weiterhin virulent. Das hiernach benannte Instrumental-Trio The Cancer Conspiracy existiert hingegen schon seit 2003 nicht mehr.

Ausschlaggebend für das Ende der Post-Progressive-Kavaliere aus dem Nordosten der USA war letztlich ein auf Tour gestohlener Van - man stand plötzlich ohne jegliches Equipment da. Jahre des Tauziehens mit der Plattenfirma folgten, damit jetzt endlich der zweite Langspieler erscheinen kann. Es gilt also, posthum die restlichen Kritiker-Lorbeeren vom Baum zu pflücken, der die Band schon für "The Audio Medium" reich beschenkte.

Wieder vollführen The Cancer Conspiracy das Kunststück, angestaubten King Crimson-Prog der 1970er in ein schmuckes Hardcore-Korsett zu kleiden. Zwischen verjazzten Saxophonen, repetitiven Gitarren-Patterns und hypnotischen Brian Eno-Texturen mäandert "Omega" zielsicher durch den 37min-Parcours. Aaron Turner (Isis-Kopf, Hydra Head Records-Gründer und Klangverwandtschaft zweiten Grades) zeigt sich da natürlich hellauf begeistert. "Komplexe polyrhythmische Psychedelica für den anspruchsvollen Genießer", schwärmt er.

Und sicher: Als diese acht Stücke vor vier Jahren entstanden, waren sie in ihrer Einzigartigkeit State of the Art. Gegenwärtig haben Formationen wie Ostinato, Oceansize und eben Isis das Feld zwischen Post- und Spacerock jedoch weitgehend abgegrast, weshalb sich die Konspiratoren zum Abschied in der Prog-Rangliste mit einem vorderen Mittelfeldplatz begnügen müssen.

Trackliste

  1. 1. I
  2. 2. II
  3. 3. III
  4. 4. IV
  5. 5. V
  6. 6. VI
  7. 7. VII
  8. 8. VIII

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

Noch keine Kommentare