laut.de-Kritik
Tanzeinladung in die Weiten des Auenlands.
Review von Amelie KöpplVon Bands, die das hierzulande als "Fidel" bekannte historische Instrument als musikalisches Statement nutzen, hat man schon viel gehört. Doch während beispielsweise Fiddler's Green eher für eine klangvolle Untermalung irischer Kneipenkultur stehen, versuchen die drei Jungs und das Mädel von The Crooked Fiddle Band, diese Kategorie aufzubrechen.
Das wirre Spiel der Australier beginnt mit einer überdramatischen, von Trommeln voran getriebenen Tanzeinladung der etwas anderen Art: "Countess Bathory's Finishing School For Girls" vereint wilde Geigeneskapaden mit softem Gitarrengeschrubbel. Während die einen diesen Einstieg noch als etwas konfus empfinden mögen, finden sich die anderen mit "The Ruination Of Junkyard Joe" in cineastischen Gefilden wieder.
Was zu Beginn noch wie ein Teil des Soundtracks von "Chocolat" klingt, dreht sich spätestens nach etwa zwei Minuten um die eigene Achse. Hier pausieren die Streicher für eine kurze, wehmütige Gesangseinlage.
Nach ein paar weiteren tanzfreudigen Uptempo-Spielereien folgt mit "The Mountain Hag's Advise" eine breitere Instrumentierung, bei der auch wieder Gesang - diesmal weiblich - und tiefe Trommelschläge eine Rolle spielen. Vergleiche mit der einen oder anderen Nummer von Apocalyptica liegen hier nahe.
Doch die vier Musiker aus Sydney geben sich mit voreiligen Schlüssen erst gar nicht ab, sie loten lieber immer neue Möglichkeiten aus. Nachdem
"Overgrown Tales" zu Beginn noch freudig zum Tanze lädt, verirrt es sich gegen Ende in endlose dahin schwebende Klangwelten.
"Beneath Ash And Ocean" klingt wie eine frühsommerliche Romanze und dient so als Überleitung zu dem von Tolkien inspiriertem "Over Hill And Over Hill". Hier wird man nicht nur in mittelalterlich anlautenden Gefilden eingefangen, sondern findet sich vor den Toren des Auenlands wieder.
Selten ist es mir so schwer gefallen, ein musikalisches Werk in ein Genre einzuordnen. Das abschließende Monster "What The Thunder Said" wirft Teile der gewonnenen Eindrücke mit seiner Dauer von 15 Minuten wieder über den Haufen. Das energetische Spiel der Lieblinge zahlreicher Festivals 2012 mit der Phantasie strotzt jedenfalls nur so vor künstlerischem Können. An The Crooked Fiddle Band kommt kein Freund von irischem Folk oder Bände sprechender Instrumentalstücke vorbei.
1 Kommentar
Danke für die Rezi. Eine wirklich schöne, schwungvolle Scheibe, die mir sonst durch die Lappen gegangen wäre.
Gruß
Skywise