laut.de-Kritik
Gassenhauer im Akustik-Kleid.
Review von Martin MengeleZum zigsten mal veröffentlichen The Cure heuer ein Gassenhauer-Album. Es verbietet sich also von vorne herein, über Klassiker wie "Boys Don't Cry", "Why Can't I Be You" oder "Lullaby" Worte zu verlieren, wenn sogar meine Oma diese noch im Ohr hat. Die "Greatest Hits" kommt allerdings auch als strikt limitierte Doppel-CD, die schon ein paar Zeilen wert ist.
Die zweite CD enthält einen exklusiven Akustik-Gig, der bislang unveröffentlicht war. Die Tracklist ist dabei die selbe, wie auf der Hitcollection. Smith lockte dafür auch Cure-Veteran Boris Williams vom Rentnerdasein im Schrebergarten an die Percussion. Williams liefert unter anderem bei "Why Can't I Be You" und "High" eine furiose Arbeit ab. Ob einem The Cure mit ihrem Unplugged-Geschrammel den Stecker ziehen können, ist aber zweifelhaft, wo doch ihre eigentliche Stärke im Stromgitarrenbereich zu finden ist.
Na ja, mit "Boys Don't Cry" kann mich Smith sowieso nicht mehr ködern, wohl aber mit "A Forest", das ich in akustischem Dessous zum ersten Mal zu Gesicht bekomme. Verführerisch und lecker. Und wie damals 1984, als mir erstmals die Live-Version auf "Concert" um die Ohren ballerte, bewirkt dieser Song nach fast 20 Jahren immer noch kalte Schauder im Nackenbereich, wo früher keine Haare waren. Erwähnenswert auch mein Dauerliebling "Just Like Heaven", der mit verträumten Akkordeon verziert wurde. Und selbst für diejenigen, die den 91er Auftritt von The Cure bei MTV Unplugged auf Bootleg besitzen, sind hier einige hörenswerte Tracks enthalten. Beispielsweise sind die Singles "Why Can't I Be You", "Lovesong", "Never Enough" und "High" erstmals unplugged zu hören. Für mich als Senior-Curist fehlen natürlich Tracks wie "100 Years" (was wohl akustisch nicht ernsthaft umsetzbar ist), "Seventeen Seconds", "Play For Today" und der Cure-Brenner ohne Beispiel "M". Was noch stört, ist die Einzählerei mit den Drumsticks am Anfang jedes Songs, nervig!
In der Bonussektion finden sich noch zwei neue Songs. "Cut Here" wurde schon als Single ausgekoppelt und klingt, als wäre es in der 92er "Wish"-Zeit entstanden. Orientalisch kommt "Just Say Yes" daher, wo Smith im Duett mit Saffron von Republica um ein Sitar-Imitat herum singt. Die Platte hinterlässt ein beruhigendes Gefühl. Beruhigend, weil wir jetzt wieder amtlich wissen, dass es Cure noch gibt!
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