laut.de-Kritik
Die Rock'n'Roller aus Boston sind erwachsen geworden.
Review von Michael EdeleNachdem zwischen "Live: From The Banks Of The River Charles" und dem letzten Album "Three Chords And The Truth" immerhin fünf Jahre ins Land gezogen sind, legt das Trio aus Charlestown nun fast schon ein Höllentempo vor. So halte ich nur knapp zwei Jahre später schon "The War Back Home" in der Hand und freue mich.
Allerdings ist die Begeisterung nicht mehr ganz so uneingeschränkt wie noch auf dem Vorgänger. Das liegt vor allem daran, dass "The War Back Home" deutlich nachdenklicher ausgefallen ist, und somit ein paar Durchläufe mehr benötigt. Der räudige Punkrock-Faktor, der sonst Vergleiche zu Rancid und Konsorten zugelassen hat, ist dem Trio ein wenig abhanden gekommen.
Natürlich ist die Stimme von Mark Lind nach wie vor charakteristisch wie keine Zweite und auch die Backingvocals des neuen Gitarristen Douglas Sullivan sind über jeden Zweifel erhaben. Doch die Spritzigkeit, die sich auf "Three Chords And The Truth" durch fast jeden Song gezogen hat, taucht nur noch vereinzelt auf. Aber versteht mich nicht falsch, deswegen sind die Stücke noch lange nicht schlecht oder langweilig.
Erwachsener ist vermutlich das Wort, das auf Tracks wie "The Middle Children Of History" oder "Isolation" zutrifft. Das Tempo ist zwar meist gedrosselt, aber dafür finden sich einfach wieder großartige Singalongs ein und vor allem textlich trifft der Bruder vom Ramallah-Rambo Rob Lind den Nagel immer auf den Kopf. Lest euch nur mal die Texte zu "Tortured Soul" oder dem bluesigen "This Time Last Year" durch.
Während sich viele der Nummern ganz gut als eine gesunde Mischung aus Social Distortion und Green Day beschreiben lassen, steht "Two Thieves & A Savior" eindeutig in der Tradition von The Clash mit einem Schuss Dropkick Murphys. Ganz anders bei "Bombs Away", hier treffen Reggae-Töne auf äußerst politische Texte, die man in der Art von den Ducky Boys auch nicht erwartet hätte.
Doch natürlich sorgt das Trio auch dafür, dass man ordentlich abrocken kann und so stehen auch Nummern wie "Corporate America" (astreiner Rock'n'Roll) oder das zügige "Contrived And Treacherous" auf der Setlist. Wie gesagt, "The War Back Home" ist nicht ganz so frisch und locker wie sein Vorgänger, aber auch in dieser Art eine verdammt gute Scheibe für den Sommer. Wer noch nicht genug bekommen hat, kann ja mal Mark Linds Soloscheibe anchecken, die unter dem Titel "Death Or Jail" ebenfalls diese Tage erscheint.
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