laut.de-Kritik
Der Felice Brother solo: Es geht auch ohne Familie.
Review von Martin LeuteMit den Felice Brothers veröffentlichte er dieses Jahr bereits das hoch gelobte Werk "Yonder Is The Clock". Auf die gemeinsame Tour mit seinen Brüdern verzichtete Simone Felice aber wegen eines schweren Schicksalsschlags.
Stattdessen zog er sich zurück und schrieb neue Songs, die er mit dem George Clinton-Mitstreiter Robert Burke einspielte. Das Duo benannte sich nach zwei Figuren aus dem Werk "The Adventures Of Huckleberry Finn": The Duke And The King. Der gemeinsame Freund Nowell Haskins (The Deacon) sitzt am Schlagzeug.
Die Orientierung an der amerikanischen 60s-Folk-Tradition prägt ihren Sound, der sich hier auf wunderbare Weise mit Country, Blue Eyed Soul und Gospel-Anleihen vermischt. Die klaren Songstrukturen, die dezente und trockene Instrumentierung, das einnehmende, facettenreiche Organ Simones und famose Backgroundgesänge machen "Nothing Gold Can Stay" zu einem eindringlichen Hörerlebnis für Freunde traditionell beeinflussten Liedguts.
"If you ever get famous / don't forget about me / I hope it's everything you thought it would be", singt Simone im zärtlichen Opener zu Rhytmusgitarre und Glockenspiel, garniert mit weicher Basslinie und markanter Zweitstimme, ehe das Schlagzeug und das Keyboard den Song sachte dynamisieren. "The Morning I Get To Hell" schließt sich mit ebenso eingängiger Melodielinie und großartigen Lyrics an.
"Still Remember Love" thematisiert Simons schönen Zeiten, besticht mit gutlaunigem zweistimmigem Soulgesang und fröhlich flirrendem E-Gitarrenmuster. Dumpfe Drums und die dezent gesetzte E-Gitarre prägen dagegen "Union Street", das sich in einen himmlischen Refrain aufschwingt. Barmäßig Lässig bahnt sich auch "Suzanne" zwischen Blues und Soul seinen Weg zu Mundharmonika und Trompete.
Die unspektakulären und eingängigen Melodien entfachen gerade in sparsam instrumentierten Songs wie "Water Spider" und "I've Been Bad" ihre ganze eindringliche Schönheit. Und schon allein Songzeilen wie "Jesus walked on water / but so did Marvin Gaye" ("Water Spider") und der intime Track "One More American Song" etablieren Simone Felice als einen der liebenswürdigsten zeitgenössischen Singer/Songwriter: Unaufgeregter New Folk, dessen Größe in der festen Verwurzelung mit der amerikanischen Musiktradition liegt.
1 Kommentar
Aufgrund meiner Verehrung der Felice Brothers wird das wohl ein Pflichtkauf. Toll das das hier rezensiert wird. Hätte ich doch glatt übersehen.
Bin gespannt.