laut.de-Kritik
In ihren Adern pumpt das schwarze Gold.
Review von Daniel StraubEs gibt DJs, in deren Adern fließt Vinyl. Ein unaufhörlicher Groove pumpt das "schwarze Gold" in jede Pore ihres Körpers. Von dort aus ergießt es sich regelmäßig, wie ein segenbringender Strom auf die Fans im Clubs. Oder eben auf eine feine Mix-CD, die den Club in die eigenen vier Wände holt.
Bei den beiden Belgiern David Fourqaert und Mo Becha muss es so oder zumindest so ähnlich sein. The Glimmers, früher einmal The Glimmer Twins, nennt sich das Duo beim Auflegen. Und mit "Eskimo Vol. V" erfindet sich das Duo einmal mehr neu.
Für 20 unterschiedliche Mix-Projekte haben sich The Glimmers bereits an die Plattenspieler gestellt. Einige Male für das belgische Label Eskimo, ihre musikalische Heimat, wenn man so will. Daneben auch für eine ganze Reihe renommierter Compilations wie DJ-Kicks oder die Fabric-Mixe. Beeindruckend bleibt, mit welcher Konstanz The Glimmers dabei agieren. Quer über eine Vielzahl von Genres hinweg haben sie es geschafft, ihren ganz eigenen Stil zu prägen.
Der ist irgendwo in der Schnittmenge von House, Acid, Rock, Wave, Hip Hop, Soul und Funk anzusiedeln. Verbindendes Moment ist selbstverständlich der Groove. Das wäre noch nicht weiter besonders. Wilde Achterbahnfahrten durch die Musikgeschichte gehören bei vielen DJs heute längst zum guten Ton. Pumpende House-Grooves bringen die unterschiedlichen Tracks auf Linie. Das hat immer etwas Zuchtmeisterhaftes.
Das Besondere bei den Glimmers: Sie lassen die Tracks an der langen Leine. Mit viel Feingespür machen sie Stimmungen und Rhythmen der Stücke aus. In einem zweiten Schritt findet sich dann die passende Stelle im Mix. Das ist alles sehr genau durchdacht, sehr konzeptionell, auch wenn es gar nicht danach klingt. Und genau deshalb sind The Glimmers großartige DJs. Leicht und selbstverständlich fließen die Tracks ineinander. Dabei müsste man eigentlich bei jedem Übergang mit offenem Mund dastehen.
Bei "Eskimo Vol. V" ist das besonders auffällig. Viel New Beat spielen The Glimmers dieses Mal, garniert mit einer guten Portion Funk und Freakyness. In einer Reihe mit dem Primal Scream-Klassiker "Loaded" und "All My Friends" von LCD Soundsystem können deshalb Tracks wie "Fata Morgana" von den Dissidenten oder "Ma Food Bey" von Cultural Vibe stehen. Alles passt, alles ist im Flow. DJ-Kunst in Vollendung.
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