laut.de-Kritik

Dabei mutiert man zum bequemen Möbel.

Review von

Bei dem ganzen Stapel von CDs, die diesen Monat auf meinem Tisch gelandet sind, muss ich ja leider sagen, da ist viel Schrott dabei. Sorry, möchte jetzt keinem auf die Schuhe treten, aber bei Reimen wie "Ich sitz den ganzen Tag lang schon bei gutem Gras und Wein, schreib mein Testament auf einen 5 Euro Schein. Wann kommt der Hippie, der mich mitnimmt? Wo bleibt die Erfindung die mich wegbeamt? (...) Revolution! Da kommt sie schon", kann ich mir ein schallendes Schmunzeln nicht verkneifen. Da konnten sogar Klitpop aus Köln noch besser reimen, und dann heißt das Label auch noch "Sing deutsch" und die Platte ist nach einem australischen Beuteltier benannt, sag' mal geht's noch?

Da gönne ich mir doch die melodischen, belgischen Poppralinen einer One-Man-Band aus Antwerpen. The Go Find nennt sich Dieter Sermeus und bringt mit "Miami" eine rhythmische, melodische Platte auf einem wohligen Label heraus. Da bleibt einem nichts anderes übrig, als zum bequemen Möbel zu mutieren oder sich unter der hausinternen Diskokugel bestens zu amüsieren. Morr Music ist auch die Heimat von Lali Puna, deren Mitglieder bei den LAUT-internen Lieblingen Notwist, Console und Tied & Tickled Trio die Indie-Elektrohüften schwingen. Eine bessere Familie hätte sich der 28-Jährige nicht suchen können. Die Weilheim'sche melancholische Elektropop-Verlorenheit hört man auch dem Go Find Dieter an, und spätestens ab "Modern Times" werden meine lieben Kollegen jubeln.

Ich gluckse schon von Beginn an und freue mich, dass der erste Hit "Over The Edge" meine eiskalten Finger auf der Tastatur taktvoll erwärmt. Da bleibt die Heizung doch noch aus. Der Albumtitel klingt schon nach Sonne, Strand und Don Johnson. "Miami Vice", eine packende TV Abendserie mit coolen Cops, jeder Menge Ferraris und einem Krokodil namens Elvis. Seufz. Das war in den guten 80er Jahren. In welchem Kassettenrecorder lief nicht der Mega-Theme zum Krimi von Synthi-Guru Harold Faltermeyer?

Dass The Go Find sich intensiv mit der Musik aus dieser Zeit beschäftigte und dabei vorwiegend die schwesterliche Plattensammlung nutze, ist auf seinem Debüt kaum zu überhören. Dabei geht er den klassischen Alleingang, indem er zu Hause an elektronischen Sounds herum werkelt und diese Komponente mit Hilfe von akustischen Instrumenten in eine wunderbare, abendtaugliche Popplatte vereint. Sein persönlicher Guru ist Arne van Petegem aka Styrofoam. Mit seiner Hilfe lernte Dieter alles Wissenswerte über die Musikproduktion am Computer kennen. Und das hört sich dann sehr viel moderner an, als vor 20 Jahren. "Summer Guest" oder "Sky Window" sind kleine Meisterhits, wobei man sich bei allen zehn Stücken gar nicht recht entscheiden kann, und ich hier noch ewig länger schwärmen könnte ... "I Got Blisters On My Fingers!"

Trackliste

  1. 1. Over The Edge
  2. 2. Summer Quest
  3. 3. City Dreamer
  4. 4. What I Want
  5. 5. Sky Window
  6. 6. Bleeding Heart
  7. 7. Modern Times
  8. 8. The Party
  9. 9. Igloo
  10. 10. Blisters On My Thumb

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