laut.de-Kritik
Gelungene Mixtur aus geschmeidigem Elektropop und zarter Indie-Melancholie.
Review von Martin LeuteDer Mann hinter The Go Find ist der Antwerpener Dieter Sermeus. Hat er sein 2004er-Debütalbum "Miami" noch weitestgehend alleine eingespielt und dem Laptop-Sound großen Raum eingeräumt, ist die Band auf "Stars On The Wall" nun zum Quartett angewachsen. Entstanden ist ein feinfühliges, transparentes Gitarrenpop-Album, das sanft von Elektronica zusammengehalten wird und eher zum Zurücklehnen als zum Tanzen einlädt.
Mit Rockmusik, wie die Promo-Info weismachen will, hat das wenig zu tun. Belgische Bands wie die befreundeten Styrofoam und dEUS in ihren leisen Momenten klingen ebenso an wie die Songstrukturen eines Maximilian Hecker oder The Notwist mit ihrem "Neon Golden"-Album.
Ein verspielter Synthesizer-Lauf führt den Opener "Beautiful Night" ein, mit glasklarem Gesang stimmt Sermeus eine angenehm eintönige Melodie an, ehe sich eine ganz sachte gezupfte Gitarre dazu gesellt und ein verhaltener Backgroundchor leise das Ende einläutet. Ein schöner Basslauf und die gezupfte Gitarre fügen sich in "Dictionary" in den lässigen elektronischen Beat, wieder folgt eine unglaublich leichte Melodie, die nie einem Höhepunkt entgegenstreben mag.
Auch im weiteren Verlauf zeichnen sich die Songs durch äußerst verhaltene, nie euphorische Refrains aus. Weniger ist mehr, sagen sich die Belgier. Gelungen ist die Kombination aus säuselndem Synthesizer und Hammond-Orgel im ruhigen "Adrenaline" und der Midtempo-Nummer "25 Years", wohlig wärmt das zarte Gitarren-Fingerpicking in "Downtown" und "Ice Cold Ice". Dem wunderschönen, folkig anmutenden "Monday Morning" folgt das etwas treibendere "We Don't Wanna".
Das Tempo in "Everything Is Low" entspricht dann wieder ganz dem Titel. Über die diffuse elektronische Klangfläche legt sich ein Down-Beat, und Sermeus setzt wieder zu einer netten, absehbaren Melodie an. "Kid OK", das letzte Stück der Platte lässt sich, wenn man denn will, als Reminiszenz auf Radioheads "Kid A" und deren elektronische Tüfteleien lesen. Eine zweiminütige, sehr verhaltene experimentelle Soundcollage - deren tieferer Sinn sich mir nicht erschließt - gleitet abrupt über in einen der besten Song des Albums, den eine lebhaft geschlagene Gitarre prägt.
Die Schönheit dieses Albums liegt im Detail, in der Abstimmung der Musiker, ihre Instrumente sparsam, aber sehr treffsicher einzusetzen. Nichts sperrt oder bricht die phasenweise etwas monotonen Songstrukturen. Die Arrangements bleiben immer überschaubar, ordnen sich jederzeit dem warmen Gesang Sermeus' unter. Sympathisch unauffällig präsentieren die Belgier die elf schönen Songs auf "Stars On The Wall". Geschmeidiger Eletropop ist das, der mit zarter Indie-Melancholie wirkungsvoll den Raum erfüllt, wenn die Discokugel sich nur noch langsam dreht und ruhige Lichtspiele an die Wand wirft.
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