laut.de-Kritik
Classic Rock mit einem besseren Phil Collins am Mikro.
Review von Giuliano BenassiDas Konzept, das die Band aus Brooklyn seit ihrer Gründung 2003 verfolgt, ist einfach auf den Punkt zu bringen: Den guten alten Classic Rock aufleben zu lassen. Dazu bedarf es weniger fester Elemente: Verzerrte, aber nicht allzu fiese Gitarren, eine einprägsame Stimme, Texte zwischen kryptisch und banal und Melodien, die nicht allzu simpel, aber auch nicht allzu abgefahren ausfallen. Sprich: Musik, an der sich keiner aufreiben kann, weil sie weder gut noch schlecht, weder Plagiat noch Original ist.
The Hold Steady wandern auch mit ihrem vorliegenden fünften Album auf dem schmalen Grat zwischen Belanglosigkeit und einem gewissen Anspruch. Durch den Abgang vom Schnurrbart tragenden Keyboarder Franz Nicolay hat sich der Klang ein bisschen mehr in Richtung Pearl Jam entwickelt, doch die Eckpunkte sind gleich geblieben.
So klingt Sänger Craig Finn wie eine rockige Version von Phil Collins, auch Gitarren und Rhythmusgruppe orientieren sich an bekannten Stadiongrößen. Dass "Soft In The Center" eine Spur zu deutlich an Bon Jovi erinnert und der Anfang von "The Weekenders" auch von U2 stammen könnte, ist nicht zu überhören. Und fad.
Man muss ja nicht die Rockmusik jedes Mal neu erfinden, doch wenn The Hold Steady versuchen, etwas origineller zu sein, kommt auch etwas halbwegs Anständiges zustande. Etwa in der Pogo-Nummer "Hurricane J" und im schrägen "Barely Breathing", bei dem die Babyshambles Spuren hinterlassen haben.
The Hold Steady machen Musik, die im Studio nicht wirklich zündet, auf und vor der Bühne aber richtig abgeht. Bei einem Publikum, das mehrere Jahrzehnte Konzerterfahrung hat. Die Frage, ob man sich dann doch nicht lieber die Originale anschaut, darf jeder für sich beantworten.
1 Kommentar
Bin ein großer Fan von "Boys and Girls in America" - Hab jedoch Angst vor den neuen Alben, Angst enttäuscht zu werden.