laut.de-Kritik
Die Sucht nach Perfektion.
Review von Kai ButterweckSeit ihrer Gründung im Jahr 2007 haben sie vor allem ein Ziel vor Augen: den perfekten Indie-Pop-Song. Vor drei Jahren waren die vier Australier dann nah dran ("Endless Summer"). Dieser Tage starten Hayley Mary, Samuel Lockwood, Heather Shannon und Nik Kaloper zweiten Versuch.
Abermals paaren The Jezabels opulente 80s-Erinnerungen mit crunchiger Neuzeit und formen alles mit überschwänglichen Melodien und eine gehörige Portion Theatralik aus. Auf den ersten Blick gibts kaum Anlass zum Nörgeln.
Gleich mehrere Anwärter rangeln nach dem ersten Durchlauf um den Indiepop-Thron. Da wäre beispielsweise das flehende "Look Of Love": Hayley Marys schluchzender High End-Gesang, kompakter Background aus Hall-lastigen Drums, eingestreuten Streichern, cleanen Gitarren und ausladenden Synthieflächen, dazu viel Dynamik. The Jezabels werfen nahezu alles in die Waagschale, was Freunden bombastischen Gitarrenpops lieb und teuer ist.
Auch das kleine Schwesterchen von U2s "Where The Streets Have No Name" namens "No Country" klopft dank säuselndem Charme, offenen Akkorden und einer emotionalen Achterbahn-Struktur an die Eingangstür großer Stadien.
Aber die mit Abstand größten Chancen auf die funkelnde Krone haben "The End" sowie "Got Velvet" – zwei Songs, die in punkto Dramatik und Pathos wohl kaum mehr zu toppen sind. Hier fällt nun wirklich alles übereinander her, was zwischen 1985 und der Gegenwart im Bereich Pop das Licht der Welt erblickt hat.
Doch leider lässt der Drang nach Perfektion Elementares gerne mal in den Hintergrund rücken – so auch in diesem Fall. Mit ausgebreiteten Armen und wehenden Fahne schreitet die Band ins gleißende Licht, ohne dabei nach rechts oder links zu blicken. So bröckelt das pompöse Fundament immer wieder mal ("Time To Dance", "Angels Of Fire").
Und so sorgen bisweilen zu offensichtlich auf Hochglanz polierte Harmonien dafür, dass das hehre Ziel - wenn auch nur knapp - doch wieder verpasst wird.
2 Kommentare
Ich find's Album ziemlich gelungen. Geht einen kleinen Tacken bombastischer zu als auf dem Vorgänger, aber das tut dem Ganzen kaum einen Abbruch.
Und es stimmt, es gibt ein paar kleine Durchhängerchen, aber die fallen für mich persönlich kaum ins Gewicht, die bedeutende Mehrheit der Songs ist doch mehr als ordentlich.
Klingt nicht übel, auch wenn ich das erste Album besser finde. Die Wertung ist aber angemessen.
Mich stört allerdings, dass viele der Songs sehr glattgebügelt und bisschen zu opulent/bombastisch klingen. Zudem denke ich, dass der "Background Sound" bisschen zu stark im Vordergrund bzw. zu laut ist.
Die Frage ist nur, wielange man sich das Album geben kann. Ich vermute, dass sich das Album schnell totläuft.
Der beste Song ist aber ganz klar "The End".