laut.de-Kritik

80er Dancetracks, Country und eine Kollabo mit Lou Reed.

Review von

Nach zwei international erfolgreichen Alben und zehn Singles darf man schon einmal eine Platte mit B-Seiten und anderen Spezialitäten herausbringen. Zumal viele Singles in den meisten Ländern nie erschienen sind und die Non-Album-Tracks sich dadurch als Neuland zeigen. Immerhin haben die Indierocker aus Vegas keinen Aufwand und auch kein Studio gescheut, um den diesen Silberling attraktiv zu machen.

Melancholischer als noch vom Vorgängeralbum "Sam's Town" gewöhnt, eröffnet "Tranquilize" die Platte. Brandon Flowers meint, der Titel habe einfach nach einer zweiten Stimme verlangt, und wer passt da wohl besser als The Velvet Underground-Legende Lou Reed? Flowers ergründet mit seinem Organ einmal mehr indieunübliche Tonhöhen, während Reed in gewohnter Manier dazu brummt: eine sehr gelungene Kollaboration.

Für den Soundtrack zu Anton Corbijns Streifen "Control: The Ian Curtis Film" coverten The Killers den Joy Division-Song "Shadowplay". Der Titel kleidet sich wie das Original eher dunkel. Das Klanggewand der neuen Version ist allerdings mit Synthesizer und Gitarren etwas dichter gestrickt und entpuppt sich als eine zeitgemäße Interpretation des vor 28 Jahren erschienenen Songs.

"All Pretty Faces" ist auf der 2006er Single "When You Were Young" erschienen und wirkt ebenso wie "Leave The Bourbon On The Shelf" gitarrenlastiger, allgemein voller und rockt mehr. Der Remix von "Mr. Brightside" weist den Weg in Richtung Dancemusic der 80er, den die Killers laut Flowers auch beim nächsten Album einschlagen wollen. Zu dem Konzept passt "Sweet Talk", ein Track der für "Sam's Town" nicht mehr rechtzeitig fertig wurde, auch ziemlich gut.

Viel einfacher arrangiert und auf die Besetzung einer Rockband reduziert weist "Under The Gun" mit seiner eingängigen Hookline im Gegensatz zu den anderen Titeln wahre Dancefloor-Qualitäten auf. Wieder langsamer und weniger Dancefloor, dafür ähnlich eingängig ist "Glamorous Indie Rock And Roll", ein Song, der auch die Charts unsicher machen könnte.

Wenn sich Toby Maguire in "Spiderman 3" durch Big Apples Lüfte schwingt, gibt das etwas schnellere "Move Away" im Soundtrack die richtige Stimmung dazu und weitet die kaum mehr greifbare Genrevielfalt der Scheibe noch einmal. Damit nicht genug: Mit "Ruby, Don't Take Your Love To Town", geschrieben von Mel Tillis, bekannt von Kenny Rogers & The First Editions, haben sie tatsächlich eine waschechte Countrynummer auf ihrer Platte. Wie beim Mark Knopfler-Song "Romeo And Juliet" halten The Killers sich bei der Adaption merklich zurück.

Die Abbey Road Studios wurden durch die Beatles bekannt und sind immer wieder Anlaufstelle für große Musiker. Hier nahmen die vier neben dem Knopfler-Track auch den titelgebenden Song des letzten Albums neu auf. Bei "Sam's Town" verzichteten sie auf die dichte Instrumentalisierung des Originals. Stattdessen zeichnet sich die neue Fassung durch ein sanftes Klavier aus. Zum Schluss wartet noch eine kleine Überraschung auf den Hörer.

"Sawdust" zeigt sehr viele, auch bisher völlig unbekannte Facetten der Band auf. Zum Teil sind die Songs großartig, zum Teil könnte man auch auf sie verzichten. So ist es auch nicht einfach, die Scheibe als Album zu bewerten, da sie keinen Charakter als solches hat. Vielmehr ist "Sawdust" eine wild zusammen gewürfelte Compilation, die aber auf jeden Fall viel Neues zu bieten hat.

Trackliste

  1. 1. Tranquilize (feat. Lou Reed)
  2. 2. Shadowplay
  3. 3. All The Pretty Faces
  4. 4. Leave The Bourbon On The Shelf
  5. 5. Sweet Talk
  6. 6. Under The Gun
  7. 7. Where The White Boys Dance
  8. 8. Show You How
  9. 9. Move Away
  10. 10. Glamorous Indie Rock and Roll
  11. 11. Who Let You Go?
  12. 12. The Ballad of Michael Valentine
  13. 13. Ruby, Don't Take Your Love To Town
  14. 14. Daddy's Eyes
  15. 15. Sam's Town (Abbey Road Version)
  16. 16. Romeo And Juliet
  17. 17. Mr. Brightside (Jacques Lu Cont's Thin White Duke Remix)

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22 Kommentare

  • Vor 16 Jahren

    @Screwball (« kann von "sawdust" nur abraten. wenn man mal von bekannten perlen wie "glamorous indie rock and roll" u. a. absieht, handelt es sich um eine compi von weitgehend zurecht vergessenen songs, die zudem schlecht produziert wurden. 2 oder 3 songs, die ich vorher nicht kannte, fand ich ganz gut, das war dann aber auch alles, ansonsten strotzt "sawdust" nur vor mittelmäßigen songs.

    2,5/5 »):

    muss leider zustimmen... nach sams town und hot fuss bin ich leider enttäuscht :(

    und außderm finde ich sie ein "paar" Songs etwas "überproduziert"

    Keine Ahnung, warum.

    Das Thema The Killers ist jetzt für mich erstmal abgeschlossen.

  • Vor 16 Jahren

    wenn techmix so beeindruckt ist von sawdust, bekommt der kleine einen herzinfarkt bei hot fuzz, das versprech ich :D ........ ein toter auf grund von guter musik.....

  • Vor 16 Jahren

    den bin ich schon ziemlich oft gestorben.
    aber hot fuzz... geil :D