laut.de-Kritik
Wütender Hip-Hop-Reggae-Ska-Punk für Revoluzzer und Demo-Gänger.
Review von Andreas Dittmann"Um ehrlich zu sein, war das Album am Anfang gar nicht so politisch gedacht", erzählt The King Blues Fronter Itch. Aber dann kamen in England die konservativen Tories wieder an die Macht. Ein geborener Rebell und Punk kann natürlich nicht über die Natur und seine Schuhe singen, wenn die Reichen geschützt und die Armen ausgeschlachtet werden. Und so ist "Punk & Poetry" doch wieder hochpolitisch geworden. The King Blues sind verdammt noch mal wütend und das hört man.
Nicht unbedingt an der Musik, denn die tanzt eher fröhlich im Sonnenuntergang als brandschatzend durch die Straßen zu ziehen. Die Texte sprechen allerdings eine eindeutige Sprache: "Cut the bankers and cut the MPs / Cut the rich and the riot police" ("We Are Fucking Angry"). Harter Tobak. Sogar im fröhlichen Liebeslied "I Want You" verpackt Itch seine Sozial- und Gesellschaftskritik. "I want you like the papers want to call us yobs / I want you like the workers want to keep their jobs / I want you like the right wing want the bone head / Like the bankers want their bonus" Also, Fight the power? "Man, we are the power!"
Aber es muss ja nicht immer die Staatsmacht sein, die ein paar aufs Maul kriegt. Faschisten sind immer ein gutes Ziel ("Shooting Fascists"). Die verkloppt Itch nur mit seiner Ukulele. In "5 Bottles Of Shampoo" bekommen Chauvinisten ihr Fett weg, während die Band leise im Hintergrund mit Trompeten, Keyboard, Bass und Schlagzeug vor sich hin spielt.
Der Monster-Track "We Are Fucking Angry" ist eine wütende und wilde Ska-Punk-Hymne für die nächste 1. Mai-Demo. Da fliegen Steine und Flaschen und dem Polizisten wird ein fieses "We are fighting back, and we are fucking angry!" ins Gesicht gespuckt. "Headbutt" und "Does Anybody Care" rocken dagegen recht straight im Pop-Punk, während "The Future's Not What It Used To Be" fröhlich zu Reggae-Ska tanzt und am Ende noch in den Dancehall abdriftet.
Wie Jamie T packen die Jungs und Mädels jede Menge unterschiedliche Musikstile zusammen und schnüren ein buntes Genrepaket aus Ska, Reggae, Hip Hop, Punkrock, Dancehall und sogar Swing. Von Ska-Helden wie den Mad Caddies borgen sie sich die Trompeten-Melodien, die kreative Fröhlichkeit und ihren starken Hang zum Off-Beat. Itch rappt wie Mike Skinner oder Plan B und reimt gerne in allerbester Reggea-Manier. Das alles rotzen sie mit einer dreckigen Angepisstheit runter, wie man es von Punk-Bands wie Rancid oder Anti-Flag kennt.
"Punk & Poetry" ist die Sommerplatte für alle Weltverbesserer, Revoluzzer und Demo-Gänger, für alle, die genervt sind, wie die Welt zu Grunde gerichtet wird und die denken es müsse endlich mal was getan werden. Wer sich davon jetzt nicht angesprochen fühlt, kann auch einfach nur die Musik genießen, denn die macht in erster Linie derbe viel Spaß.
1 Kommentar
Also mir gefällt nur "Last of the Dreamers", die anderen sind nicht sooooooo der Hammer.
Aber wers mag ....
3/5