laut.de-Kritik
Forever 2006!
Review von Paula IrmschlerGlatt mal acht Jahre lang haben sich Alex Turner und Miles Kane lumpen lassen, bevor sie bereit waren, das zweite Album ihrer Supercombo auf die hungrige Meute von Nullerjahre-Indie-Ultras loszulassen. Das Endergebnis zeigt: Weder Nostalgie, Zukunftspessimismus, noch Vergangenheitsverklärung ist notwendig. Denn alles ist wie immer und wie erwartet, passender hätte die Titelgebung also nicht ausfallen können.
"Everything You've Come To Expect" klingt wie The Last Shadow Puppets 1, Arctic Monkeys 1 bis 5 light und sämtliche Neben- sowie Soloprojekte XY der Beteiligten. Insbesondere Turners Stimme ist es, die auch auf dieses Werk einen Forever-2006-Sticker klebt. Der Sheffielder kann sich noch so viel Gel in die Haare schmieren und auf Schwarzweiß-Fotografien grimmig gucken, er bleibt einfach der schelmische Bube mit der charmanten Jugendzimmer-Stimme.
Gemeinsam mit James Ford (Produktion und Schlagzeug), Owen Pallett (Streicher) und Zach Dawes (Bass) wurden unlängst in den Shangri La Studios Malibu nach jahrelangen vagen Andeutungen und Irgendwann-Aussagen die elf neuen Songs zusammengezimmert.
Genau wie 2008 liegt mit "Everything You've Come To Expect" ein okayes Indie-Album vor mit teilweise hingerotzten Songstrukturen, ein paar Déjà-Vus verursachenden Melodien, eben das übliche 60s-Revival-Revival. Aber dann auch die Songs, die kleben bleiben werden. Da wären der entspannte, den Kopf hin und her schwingen lassende Titelsong und die zweite Singleauskopplung "Everything You've Come To Expect", der treibende Opener und vermutlich überdauernde Hit der Platte "Aviation" oder der verzaubernde Schlusstrack mit dem passenden Titel "The Dream Synopsis", der stark an Turners "Submarine"-Soundtrack erinnert.
Herausstechend auch "Used To Be My Girl", eine fast schon so kräftig-düstere Indie-Nummer, dass sie uns auch vom Black Rebel Motorcycle Club hätte kredenzt werden können. Der Rest ist nett bis verspielt ("The Element Of Surprise"), typisch bis abgedroschen ("Miracle Aligner", "Pattern"), langweilig bis dudelig ("Dracula Teeth", "She Does The Woods"), überzogen bis peinlich ("Sweet Dreams, TN") bis hin zum ungekennzeichneten Stones-/Queens Of The Stone Age-Mashup "Bad Habits".
Die Frage, was das soll, lässt sich leicht beantworten. Den Freunden Kane und Turner machen die Puppets offenbar einfach Spaß und wer will ihnen das verwehren? Ein bisschen Arctic Monkeys sind immer noch besser als gar keine und wehe, wir müssen auf deren nächste Nummer ähnlich lange warten wie vermutlich auf den letzten Teil der geplanten Trilogie von The Last Shadow Puppets. So alt wird doch kein Mensch!
4 Kommentare mit 3 Antworten
Buh! Wer ist diese Paula? Wer hat die angeschleppt? Die hat doch von Musik keine Ahnung, die Platte wahrscheinlich nie gehört und ist nur neidisch. 5/5
popplatten werden hier aus prinzip schlecht bewertet
Nö, lass mal. Die hat schon recht, die Paula, nur ist 2006 abseits von Mr. Beast und besonders im Bereich "stellenweise tanzbarer Indie" in meinen Ohren noch deutlich schlechter gealtert als in Paulas.
2/5 Nostalgietränen in jedem Auge.
Schöne Platte. 3/5 sind definitiv zu wenig.
5/5 nach mehrmaligem Hören.
Uff... Der Vergleich, das man das genau so erwartet hätte, wie beim ersten Album, ist einfach mal so dermaßen schwachsinnig, dass ich ihr schon in diesem Satz jegliche Kompetenz abspreche.
Das zweite Album klingt mal überhaupt nicht wie das erste. Viel mehr Streichergespiele auf dem ersten Album, viel symphonischer. Das zweite Album ist ohne Frage min. 4/5 und eigentlich bisher sogar mein Favourite 2016.
Die Rezension dagegen hier ist ne Glatte 1/5 und -1 wegen des miserablen Vergleichs.
ich habe es letztens eher zufällig bei nem Freund gehört und bin eher der selben Meinung wie du. Klingt ganz anders als das erste Werk und hat mich eher sehr positiv überrascht!
Meine Freundin auch: "Das erste gefällt mir gar nicht, das zweite find ich richtig gut". Das ist einfach viel Gitarrenpoppiger (was überhaupt nichts schlechtes ist).
Vielleicht reißen "Bad Habits" und "Aviation" nochmal das erste Album leicht an. Das war's dann aber auch schon. Der Rest is ein für sich total eigenes Werk. Und die Turner Songs, sowie Texte (The Dream Synopsis) sind einfach herausragend. Naja, was soll's.