laut.de-Kritik
Die Scissor Sisters des Indierocks ...
Review von Eberhard DoblerVielleicht hätte alles mehr krachen können. Vielleicht ist das aber auch schwierig, wenn drei Fünftel der Band aus Mädchen besteht. Diese sind ja bekanntlich um etliches feinfühliger, ohne dabei schlechtere Musik zu machen. Vielleicht kommt auch die Masche, mehr auf Glamour und Teenage-Melancholie als auf Drogen-Rotz zu machen, momentan nicht ganz so an. Aber mal ehrlich, an den Long Blondes gibt es eigentlich nichts auszusetzen.
Höchstens, dass sie auf ihrem Rough Trade-Debüt mehr Nummern im Stile des Openers "Lust In The Movies" hätten packen sollen. Der Song bohrt sich dem Konzertvolk ins Hirn, keine Frage. Natürlich krachen die Long Blondes tendenziell nicht so dämonisch, wie es etwa die Babyshambles auf ihrer neuen Nummer "The Blinding" zelebrieren. Da gehen die Blondes schon eher als die Scissor Sisters des Indierocks durch.
Aber bitte, muss man denn immer total durchdrehen? Nein. Lieber mal eine so stimmig melancholisch süße Nummer wie "Swallow Tattoo" komponieren. Einfach nur bezaubernd, was Sängerin Kate Jackson da abliefert. Mit der Nummer kriegt sie mich nachts als Chauffeur allemal - klingt genau so sehnsüchtig, wie es der Plattentitel "Someone To Drive You Home" verspricht. Ohnehin begegnen wir hier einer super Sängerin, die in den tieferen Lagen zuweilen die Grenzen zum männlichen Organ verwischen lässt ("Giddy Stratospheres").
Die andere Stütze der Sheffielder Combo heißt Dorian Cox, seines Zeichens Songwriter und Gitarrist (Anspieltipp: "You Could Have Both"). Das Duo schafft es, jeden Track ohrwurmtauglich zu arrangieren. Allerdings driftet man manchmal zu stark in Richtung Sing-a-long ab. So rockt etwa "Separated By Motorways" kantig los, um ab der Bridge dann doch zu happy gassenhauermäßig zu Werke zu gehen.
Hinter den Reglern stand übrigens Pulp-Bassist Steve Mackey, der die Drums für meinen Geschmack mit zu viel Weichspüler behandelte. Und so wären wir wieder beim Anfang der Kritik. Aber hey, Rough Trade irrt nicht wirklich.
8 Kommentare
hat das schon jemand von euch ?
die review im me hört sich sehr interessant an !
gute platte!
kann man die tatsächlich mit
blondie - autoamerican vergleichen ?
so zumindest der rezensent des me ...
da hat nix geholpert, bleibt nur immer mal wieder gerne hängen
klingt ganz interessant so, mal sehen.
ich denke, auf den weihnachtswunschzettel ...
Tracklisting:
1. Lust In The Movies
2. Once And Never Again
3. Only Lovers Left Alive
4. Giddy Stratospheres
5. In The Company Of Women
6. Heaven Help The New Girl
7. Separated By Motorways
8. You Could Have Both
9. Swallo Tattoo
10. Weekend Without Makeup
11. Madame Ray
12. A Knife For The Girls
das warten hätte bis weihnachten doch ein bisschen zu lange gedauert ...
eine unterhaltsame scheibe pop, eben richtig für neblige, vernieselte herbstage, die wir bestimmt noch bekommen.
einfache popperlen, von denen viele beim ersten hören zünden ... die halbwertszeit wird nicht überragend sein, aber darauf sind diese songs auch garnicht angelegt.