laut.de-Kritik
Kick out the jams, motherfuckers!
Review von Michael SchuhFünf Jahre gönnten sich die Masons eine kreative Pause, aber ganz ehrlich, gemerkt hats wahrscheinlich keiner. Die Rock'n'Roll-Band ist Spezialistenstoff, wer im Besitz ihrer bisherigen zwei Alben ist, kauft nicht vordergründig bei iTunes, weiß dafür aber mit Begriffen wie SST oder Glitterhouse noch etwas anzufangen. Sounds from the Underground.
Denn dort kommen die Masons her (Kansas City) und dort haben sie hierzulande ihren Labelsitz (Tübingen). "Live Loud Rare" ist ein neun Song starkes, neu abgemischtes Tondokument ihres 2005er Auftritts in Montpellier, angereichert mit fünf Songs von Smallstone, der neuen Band von Masons-Sänger Tom Frank.
Ob es die Masons jetzt tatsächlich wieder gibt oder ob die Veröffentlichung in erster Linie auf galante Weise die noch vertragslosen Smallstone vorstellen will, sind Fragen, die der Opener "Midnight Hour" mit einer Wucht hinwegwalzt, als würde ein vollgedröhnter Stooges-Iggy gemeinsam mit Mike Ness einen MC5-Track covern. Oder wars Motörhead? Drauf geschissen!
Dass man diese Art von 70s Psychedelic Kick Ass-Rock von den genannten Bands schon in Perfektion gehört hat, ist dem Spaß glücklicherweise nicht abträglich. Die Riffs hängen knietief, ein bisschen Wüstensand wird auch aufgewirbelt und über allem thront Franks variantenreiches Organ, das den dirty Singalongs "Oklahoma" und "Broken Heart" einen recht unverwechselbaren Stempel aufdrückt.
Störende Publikumsgeräusche vernimmt man nicht, eher stellt "Live Loud Rare" einen exzellenten Proberaum-/Keller-/Soundcheck-Mitschnitt dar. Es kann einem jeder Mensch nur leid tun, der einen High Speed-Song wie "Think I'm In Texas" nie in seinem Leben hören wird.
Im Gegensatz dazu treten Smallstone nicht ganz so unverblümt aufs Gaspedal. Obwohl ihr Händchen für ein ordentliches Groove-Gebräu auch hier durchschimmert, fallen die Tracks (mit Ausnahme von "Muscle") im direkten Vergleich zu den Masons etwas ab. Gleichwohl: Stünde die Info der anderen Band nicht auf dem Cover, hätte es auch keiner gemerkt.
Wer sich die Scheibe zulegt, erhält übrigens nicht nur eine gute Portion Garage Rock frei Haus, sondern leistet auch einen Solidarbeitrag, der Tom Frank irgendwann einmal seine fehlenden Vorderzähne ersetzen könnte. Wenngleich der Sänger auf dem Booklet-Foto nicht unbedingt den Eindruck macht, als sei dies zwingend erforderlich.
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