laut.de-Kritik
Die Bay Area-Rapper werfen Skills, Ideen und Wahnsinn in einen Topf.
Review von Dani FrommDas Ganze ist stets mehr als die Summe seiner Teile. Sagt man. Wenn das stimmt, wirds jetzt gruselig. Drei Felsen in der Brandung des wuselnden Bay Area-Rap-Untergrunds werfen Skills, Ideen und Wahnsinn in einen Topf: Der Begriff "Supergroup" verkommt angesichts der wahrhaftig mächtigen Allianz aus Gift of Gab, Lateef the Truth Speaker und Produzent und Bassmann Headnodic zur blassen Untertreibung.
Wehe, wenn sie losgelassen: Im Rudel mit den Mighty Underdogs hetzt eine bissige Meute von MC-Kollegen Ideenlosigkeit, Verbissenheit und Langeweile gnadenlos zu Tode. MF Doom stolpert aus dem Saloon um die Ecke und fordert zum "Gun Fight". Lyrics Born begleitet einen Bossa-geschwängerten Trip in die "ILL Vacation", während LadyBug Mecca in "Love Life Soundtrack" das Kunststück vorführt, zur gleichen Zeit lasziv und vollkommen unschuldig zu klingen.
Jurassic 5-Mitglied Chali 2na zieht Seite an Seite mit Raashan Ahmad, Tash und Zion in "War Walk" ins Gefecht. Internationales Flair trägt 20Syl aus den Reihen der französischen Combo Hocus Pocus bei, ehe DJ Shadow im Remix die flüssigen Reime der "United Flow Champions" in gitarrenlastiger Wucht mit feinsten Scratches aufmotzt: "Time to create rock!" Den Reggae brachten schließlich bereits Julian und Damian Marley in "So Sad" an Bord.
So traurig fand ich das gar nicht, ebenso wenig leuchtet mir ein, wozu Mr. Lif und Akrobatik in "Escape" eine Flucht vorbereiten. "Got to get away", die Ansicht kann ich nicht teilen. Nö, im Gegenteil. Wo Dr. Alien irre "Science Fiction" droppt, wo zu üppigen Instrumentals gut gelaunte "Monster" aufmarschieren, wo Casual zu gelooptem Gelächter eine neue Dimension der Häme auftut, möchte ich gerne noch ein bisschen bleiben.
An schrägen Stories und Szenarien herrscht ebenso Überfluss wie an musikalischen Einfällen. Dass sich Synthieklänge, "richtige Instrumente" und Rap gegenseitig keineswegs ausschließen, sollte sich inzwischen herumgesprochen haben. Falls doch nicht: "Droppin' Science Fiction" dokumentiert eine großartige Allianz aus alldem.
Satt rollende Bässe, fluffige Melodien, Spuren von Funk, Soul, sogar Blues, wuchtige Drums, Percussion, Gitarren, eine wehmütige Saxophonlinie, knarrende Synthies und Claps, durch den Hintergrund wabernde Streicher, auch mal eine gesungene Hookline oder gleich elysische Chöre: Was die Mighty Underdogs als "champion sound" kredenzen, quillt vor Detailreichtum über.
Dass die Schwemme trotzdem nicht anstrengt, sondern zu Easy Listening im wahrsten Wortsinne gerät, liegt an den durch und durch unaufgeregten, fließenden Reimen der beiden federführenden Wortakrobaten, deren eigentliches Bestimmung das Hörspiel zu sein scheint. Selten genoss ich einen plastischeren Vortrag.
Der zum "Gun Fight" ausgeschenkte Whiskey ("Test the West!") wabert zusammen mit dem Text in dampfenden Schwaden aus der Box. Zum krönenden Abschluss legt Fat Boy Slim am Ende noch einen pumpenden, bleependen, schnarrenden Remix von "Laughing At You" obendrauf, womit auch der letzte noch offene Wunsch erfüllt wäre. "Ladies! Fellows! Hands in the air!"
2 Kommentare
Diese Review gefällt mir nicht so gut - zu überladen mit Anspielungen und Referenzen ...
Das Album ist, so weit ich es bisher beurteilen kann, ganz okay.
Myspace macht Spaß, die Beats sind endgeil.