laut.de-Kritik
Flächige Arrangements künden von fernöstlichem Sanftmut ...
Review von Daniel Straub"Kangmei" klingt nach Fremde und Abenteuer. Mit dickem Pinselstrich aufgemalte Schriftzeichen schicken die Gedanken Richtung Asien. Ungewohnte Fremdartigkeit kann man neben dem Cover auch dem Inhalt des inzwischen dritten Modernist-Releases attestieren.
Nicht, dass Jörg Burger auf "Kangmei" das Rad neu erfindet. Sein Flirt mit dem Pop verdient aber doch, beachtet zu werden. Nicht weil Pop- und Undergroundkultur hier aufeinander treffen, sondern weil sie sich was zu sagen und offenbar Gefallen aneinander gefunden haben.
Dafür sprechen zumindest die sympathischen Schwingungen, die sich gleich bei den ersten wohligen Takten unbekümmert im Raum ausbreiten. Flächige Arrangements künden von fernöstlichem Sanftmut, bevor munter hüpfende Beats ihnen den Garaus machen.
Klar, dass Jörg Burger seine synkopierten und längst zu seinem Markenzeichen aufgestiegenen Grooves nicht zum alten Eisen geworfen hat. "Prozac Europe" oder "MK Spitz" feiern The Modernist wie wir ihn kennen: Munter galoppierend, mit hart rhythmisierten Akkorden nach vorne treibend.
Solche Tracks bilden auf "Kangmei" jedoch die Ausnahme. Insgesamt strahlt The Modernist eine erwachsene Unaufgeregtheit aus. Deepe Housebeats federn die Songs weich ab, das Hihat zischt weniger metallisch, Ecken und Kanten wurden sanft abgerundet. Ab und an tauchen gar Samples natürlicher Instrumente auf, wie die Gitarrenhookline in "When We Were Golden".
Doch damit nicht genug. The Modernist erfindet auf "Kangmei" den Menschen neu. Bisher stets darauf bedacht, einzig die Maschinen sprechen zu lassen, begeistert Burger nun auf einmal mit Gesang und Melodie. Die unnahbar mechanische Ästhetik früher Tage scheint ausgedient zu haben, der Mensch als feste Größe hat seinen Platz gefunden.
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