laut.de-Kritik
Ein Notebook steht im Walde ganz still und stumm.
Review von Gregory BritschEin Notebook steht im Walde ganz still und stumm. Im saftig grünen wohlgemerkt. Könnte auch als Motiv einer Tapete abgebildet sein, im Hinterzimmer eines abgelegenen Jägerschnitzelpalastes, der irgendwann im 70er Jahre Wurmloch hängen geblieben ist. Ohne Notebook natürlich, gabs ja noch nicht. Der Releasewisch erzählt, hinter The Other People Place stecke eine Detroiter Legende, die anonym bleiben möchte. Andere Quellen vermuten ein Mitglied der Detroiter Formation Drexciya. Fakt ist jedenfalls, dass der Anonymus auch für "The Elektroids" verantwortlich zeichnete, die ebenfalls auf Warp Records herauskamen.
Die Geheimniskrämerei des guten Herrn treibt bisweilen seltsame Blüten, so sind keinerlei Hinweise auf die Tracklist oder sonstiges zu finden. Für Mister Unsichtbar steht offensichtlich seine Musik im Vordergrund: Ein warmer sanftmütiger Sound mit dem Potential eines schlafenden Riesen. Tief eintauchender elegischer, in Ambient-Gefilde vordringender Electro Techno mit einer Abgeklärtheit, wie er eigentlich nur aus Detroit kommen kann. Es regiert das Einfache, ein nachdringliches Bum-Tschak und verschiedene Soundloops aus simplen Klängen, sphärisch und nachhallend.
Klare unaufdringliche Strukturen laden ein zum Verweilen. Z.E.N. Zuhören, Entspannen, Nachdenken. So auch bei "Running From Love", das mit einer wummernden basshaltigen Dunkelheit aufwartet, jedoch immer wieder aufgehellt wird von einer perlenden Melodie mit der Anmut eines Seepferdchens. Eigentlich die passende Nahrung für das Autoradio zum sonntäglichen Dahingleiten in Richtung SchniPoSa Palace. Da kann einem selbst der Fahrer mit Hut vorne im Benz nicht wirklich auf den Geist gehen.
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