laut.de-Kritik
Vintage Swing Pop nennen die Schwestern ihren Stil.
Review von Alexander Cordas"Out on the Wiley, windy moors,
we'd roll and fall in green,
you had a temper, like my jealousy,
too hot, too greedy,
how could you leave me?
when I needed to possess you,
I hated you, I loved you too"
Kommt einem bekannt vor? Könnte sein, schließlich stammen diese Zeilen aus einem äußerst berühmten Welthit, den dereinst Oberelfe Kate Bush ins Mikro kopfstimmte. Was die Damen der Puppini Sisters jedoch aus dieser Vorgabe machen, toppt so ziemlich alles, was in den letzten Jahren an Coverversionen in die weite Welt hinaus schallte. Ist der Text nicht vertraut, könnte man glatt dem Glauben erliegen, es hier mit einem selbst geschriebenen Song zu tun zu haben. Derart filigran gestalten Marcella, Stephanie und Kate den Klassiker um.
Die Puppini Sisters widmen sich dem Harmoniegesang, den die Andrew Sisters in den 40ern und 50ern so gekonnt in Szene setzten. Das Vermächtnis des Trios aus der Vergangenheit dient dem Neuzeit-Trio denn auch als Fundus, aus dem sich kräftig schöpfen lässt. Aber halt! Die Puppinis als bloßen Abklatsch der Andrews zu bezeichnen, wäre nicht nur fahrlässig, sondern auch äußerst beleidigend. Sicher, sie ziehen die alten Aufnahmen als Inspiration heran, verleihen den Songs jedoch immer wieder einen eigenen Geschmack, der modern daher kommt und vor heiklen Themen nicht halt macht.
Oder wie soll man sonst den Mut erklären, sich an ein Cover der Smiths heranzutrauen? Deren Fans neigen ja pauschal dazu, jeden ins Fegefeuer verdammen zu wollen, der sich an ein Remake ihrer Heiligen wagt. "Panic" setzen die Puppinis aber mit einer Unverfrorenheit um, die an Charme nichts zu wünschen übrig lässt. Wer die Frechheit besitzt, zwischen "hang the DJ" ein locker flockiges "badudendida" einzubauen, scheint vor gar nichts Angst zu haben, nicht einmal vor der Reaktion erboster Morrissey-Fans. Und das ist im vorliegenden Fall mehr als unterhaltsam.
Vintage Swing Pop nennen die Puppini Sisters ihren Stil. Poppig im besten Sinne, da ihr Performances wunderbar geschmeidig ins Ohr gehen. Vintage wegen des geschichtlichen Andrews-Bezuges, den Swing liefert die akzentuiert aufspielende Begleitband. Die Puppini Sisters bereitet dabei mit ihren Arrangements eine Spielwiese, auf der sich die Musiker mit absolut feinen Rhythmen austoben. Da lugt nicht nur dezent ein ums andere Mal Django Reinhardt um die Ecke.
"Betcha Bottom Dollar" in höchsten Tönen zu loben, ist vielleicht etwas zu hoch gegriffen. Vielmehr geben die Sisters lediglich eine erste gelungene Visitenkarte ab. In naher Zukunft möchten die Damen nämlich mit Eigenkompositionen die Welt erobern. Dieses Vorhaben steht unter einem äußerst guten Stern, denn die gesanglichen Leistungen, die Chuzpe, sich auch an heikles Material zu wagen, und der immer heraus zu hörende Spaß machen das Debüt der Schwestern zu einer absolut hörenswerten Angelegenheit. Dass sie es auch live absolut auf dem Kasten haben, davon kann man sich im Dezember auf Tour überzeugen.