laut.de-Kritik
Gereift, abgründiger und immer noch sexy.
Review von Martin LeuteDass das dritte Werk des dänischen Duos nicht mehr nahtlos an die Arrangements und die großen Gefühle des Erfolgsalbums "Pretty In Black" anknüpft, lässt das grelle, halluzinogene Coverartwork von "Lust Lust Lust" bereits erahnen. Der Wechsel vom Major Sony BMG zum Indielabel Fierce Panda geht einher mit der Reduktion der ohrgängigen Lieblichkeit und Zugänglichkeit des Vorgängeralbums und der Wucht des Erstlings "Chain Gang Of Love". Die Produktion hat man diesmal selbst übernommen und auf illustre Gastmusiker verzichtet.
Weniger The Ronettes, dafür mehr Velvet Underground. Die Fuzz-Gitarre spielt sich wieder häufiger in den Vordergrund, und die Klangkulisse ist dichter; ein zarter psychedelischer Schleier ummantelt die zwölf Kompositionen, die thematisch die Facetten der Lust abhandeln.
Nach wie vor kommen die Sängerin und Bassistin Sharin Foo und Sänger und Gitarrist Sune Rose Wagner mit ihrer Mixtur aus 60s-Pop, Indie, Rock'n'Roll und einer Prise Surf-Sound sehr sexy um die Ecke. Der gewagte Opener "Aly, Walk With Me" stellt den Hörer mit schleppendem Beat, dem eingängigen Gesang Sharins und einer aggressiven, mit Rückkoppelungen und Verzerrungen generierten Wall Of Sound den Hörer auf die Probe. Diser ekstatische Ausbruch bleibt der einzige seiner Art.
Anschließend klingt in "Hallucintions" der zweistimmige Gesang gewohnt harmonisch, bricht sich aber wirkungsvoll an der Soundfläche zwischen den Strophen. Die Raveonettes verzichten auf euphorische Refrains, diesen Part übernimmt vielmehr die E-Gitarre mit lässigen Läufen. "Dead Sound" nimmt mit schneller Rhythmik und watteweicher, glockenspielartiger Synthielinie an Fahrt auf, "Black Satin" lehnt sich mit ruhiger Melodie wieder zurück.
Während "Expelled From Love" sich zu blechernen Akkorden und mit düsterer Klangfarbe langsam seinen Weg bahnt, ohne aber der Schwermut zu verfallen, gehen Foo und Wagner im dynamischen "You Want The Candy" und im gutlaunigen "Blitzed" mit Surf-Anleihen wieder leidenschaftlich zu Werke.
Der Rhythmus im sonnigen, mit einem ständigen Flirren unterlegtem "Sad Transmission" erinnert an "Where Did Our Love Go" von den Supremes, "Sad Transmission" schmeichelt sich mit ebenso ohrgängiger Melodie locker ins Ohr. Den Abschluss bildet "The Beat Dies" mit repetitiven Paukenschlägen, dem lieblichen Gesang Sharins und Sunes schlichtem wie prägnantem Spiel auf der E-Gitarre.
The Raveonettes können sich auf "Lust Lust Lust" zu Recht auf Foos bittersüßen Gesang und die harmonischen Girl/Boy-Harmonien verlassen. Hinzu kommen diese mal abgehangen verträumten, mal aufbegehrenden Gitarrenläufe und diverse nebulöse Soundeffekte, die sich vom Vorgängeralbum "Pretty In Black" abheben. Ein reifes und lustvolles Album, das nun auch die abgründigeren Seiten des Duo offenbart.
5 Kommentare
Mmmh, mal das cover mit ner 3d-Brille angeschaut?
Lusthoch3
Aber feine Sache trotzdem; braucht ein paar Umdrehungen, zieht dann aber ganz gut.
find das album sehr sehr geil !
vor allem dead sound und blush und aly walk with me !
hier (http://www.netzwelt.de/free-mp3-download/3…) gibts dead sound für alle.
mein Favorit ist - schon seit dem Konzert - You Want The Candy... geht einfach geil ab!