laut.de-Kritik
Vorhang auf zum absurden Paarungstheater.
Review von Daniel StraubDas vergangene Jahr ging nun doch zu Ende, ohne dass sich Kaliforniens schrägste Band mit neuem Material zu Wort gemeldet hätte. Dafür erschien das hochgelobte und noch immer visionäre "Commercial Album" zum 20. Jahrestag seiner Veröffentlichung noch einmal als wunderschönes Gate-Fold sowie erstmals auch im DVD-Format. Ein Remix-Album schließlich machte 2004 für Residents-Fans trotz des Fehlens neuer Songs zu einer runden Sache.
Mit "Animal Lover" senden The Residents nun wieder ein Lebenszeichen von sich in die Welt hinaus und dies nicht wie gewohnt ausgehend von ihrem Label Ralph Records. Für ihren aktuellen Longplayer gastieren die Kalifornier exklusiv auf Mute Records, das normalerweise nur den Vertrieb des schrägen Musikmaterials für die Augäpfel besorgt, und überraschen mit einem in der Bandgeschichte seltenen Bekenntnis zu weiblichen Vocals.
"On The Way To Oklahoma" eröffnet die fünfzehn Songs von "Animal Love", mit dem The Residents nichts geringeres als ein neues Kapitel in der widerspruchsvollen Geschichte zwischen Tier und Mensch aufschlagen wollen. Unter Zuhilfenahme aufgenommener Paarungsgeräusche von Menschen, Fröschen, Zikaden und Walen entlocken die Residents ihren Instrumenten einen organischen Sound-Kosmos, in dem man sich aber trotzdem nicht wirklich wohlfühlen kann.
Das Irritationsmoment, bei Residents-Releases eine wichtige Konstante, bekommt auch auf "Animal Lover" mehr als nur einen Auftritt. "On The Way To Oklahoma" gestaltet den Einstieg mit seinem abgewandelten Walzer-Rhythmus leicht. In der Folge breitet sich die unheimliche Stimmung, die den Residents-Releases seit über zwanzig Jahren stets anhaftet, schnell aus und gibt den passenden Soundtrack zu einem absurden Theater in meinem Kopf ab.
"What Have My Chickens Done Now?" paart provozierend-naive Lyrics mit Glockenspieleinlagen und choralen Arrangements. So viel Opulenz überrascht bei The Residents. Und gibt doch die perfekte Dekoration für die "visuelle" Musik ab, mit der die Profi-Avantgardisten aus Amerika auf "Animal Lovers" aufwarten. Zur Erholung streuen sie zwischendurch schlichte Songs wie "Dead Men" ein, um sich mit "Burn My Bones" nachdenklich und zugleich fulminant zu verabschieden.
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