laut.de-Kritik
Wiedervereinigt zu alter Pub-Hymnen-Stärke.
Review von Kai ButterweckVor knapp drei Jahren stand die Zukunft der Rifles in den Sternen. Trotz des Verlusts der beiden Originalmitglieder Robert Pyne und Grant Marsh veröffentlichten die übrig gebliebenen Joel Stoker (Gesang) und Luke Crowther (Gitarre) das beeindruckende Album "Freedom Run".
2014 scheint jedoch wieder die Sonne im Reich der Briten. Robert und Grant sind wieder mit an Bord und alle Probleme und Engpässe der Vergangenheit Geschichte. Mit Hilfe einer Crowdfunding-Offensive und dem unermüdlichen Zuspruch ihrer treuen Gefolgschaft stemmten die vier Londoner ihr viertes Album "None The Wiser", das im Grunde genau da anknüpft, wo die Band mit ihrem Zweitwerk "Great Escape" aufgehört hat.
Statt das eher poppige Gewand des letzten Albums fester zu schnüren, kommt das Quartett dieser Tage wieder um einiges kratziger um die Ecke. Da sind sie wieder, die schnörkellosen Gitarrenthemen, die stoisch pumpenden Trocken-Drums - die Erinnerungen an verschwitzte Talentwettbewerb-Abende in versifften Hinterhof-Clubs wecken – und die harmonischen 60s-Anleihen vergangener Tage ("One Minute Mile", "Go Lucky", "Catch Her In The Rye").
Erdiger Britrock mit einem Schuss Pop = Britpop? Nicht ganz, denn im Gegensatz zu den Genre-Speerspitzen, die Mitte der Neunziger bisweilen ziemlich engstirnig ihren Stiefel runterrotzten, peppen The Rifles ihr Schaffen immer wieder mit Ausflügen in benachbarte Branchen-Gefilde auf.
So kommt die flotte Pub-Hymne "Heebie Jeebies" beispielsweise mit fast schon punkigen Tenpole Tudor-Vibes daher, während sich die Band mit Songs wie "All I Need" und "The Hardest Place To Find Me" vor der Folk-Pop-Entwicklung der jüngeren Vergangenheit verneigt.
Auch der achtminütige Anhänger-Kniefall "Under And Over" weist mit dynamischen Auf und Abs sowie eingestreuten Chor-Passagen jeglichen Bezug zu gängigen Strukturen von sich und fasst am Ende all das zusammen, was viele Oasis- und Co.-Nachfolgeprojekte in den letzten Jahren vermissen ließen – den Mut für den Blick über den Tellerrand.
1 Kommentar
Definitiv besser als sein Vorgänger. Ich bin kein riesen fan aber würdige den Fortschritt. 4/5 sind gerechtfertigt