laut.de-Kritik
Lieblingslieder für Lieblingspersonen.
Review von Oliver LambrechtDylan Kennedy, ehemaliger Scumbucket-Bassist, hatte mit Musik eigentlich nichts mehr am Hut. Koblenz war Vergangenheit, Berlin ist das Jetzt. Trotz allem gehört The Royal We die Zukunft. Die 2004er EP "A New Sunrise" machte schon Lust auf mehr. Ohne einen Groll gegen die Vergangenheit war die EP Zeugnis eines Solo-Projekts einer Person, die sich freischwimmt.
The Royal We wuchs in der Zwischenzeit zu einer fünfköpfigen Band an und legt nun ein Album vor, dass sich in einer ausgesprochen angenehmen Weise aufdrängt: Zehn gelistete Lieder und ein verstecktes zum Gernhaben. Und überhaupt, Haptisches: Nur die Gitarre bestreitet "I Won't Hurt". Mit Streichern und Gesang aber stellt es eine spürbare Umarmung des besten Freundes dar, die sagen möchte "Alles wird gut, wir schaffen das!". Dies geschieht ganz einfach und ehrlich, ohne ein nerviges Tschakka!
Ein Lieblingslied für die eigene Lieblingsperson? Kann gut sein, doch es gibt noch mehr davon. "Same Old Tragedy", ein Band-Stück, dass zwar schüchtern, aber doch geradeaus vor sich hin rockt. Laut klingt anders, aber in dieser Ruhe liegt ganz viel Kraft. Bei "A Thousand Dollies" spielt Georg Brenner (Urlaub in Polen) ein paar Synthie-Klänge zu einem flotten Rhythmus. Beides zusammen lässt weder still stehen noch abgehen. Nicht zu vergessen der Opener "Space 1999", der einen vom ersten Ton an nicht loslässt.
Das Album klingt einerseits neu, aber andererseits auch so, als wäre es schon immer da gewesen. Derzeit ist es naheliegend zu sagen "Herbstalbum", aber es funktioniert auch im Sommer, Frühling oder Winter - ganz bestimmt. The Royal We changieren klanglich zwischen Zeitlos und Hier, dabei gerät jeder Durchlauf der Platte zu einem Kurzurlaub vom Alltag. Sehr schön! Ungezwungen! Empfehlenswert!
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