laut.de-Kritik
Dub-geschwängerte Riddims ganz ohne Rastafari-Phrasen.
Review von Simon LangemannWenn eine Band bei den Fans Spenden für die Produktion sammelt, erwartet man durchaus eine ideenreiche Platte. Die Anhängerschaft der Skints spülte innerhalb von nur elf Tagen genug Geld in die Kassen. Nun bedankt sich das Offbeat-Kollektiv aus East London mit einem Album voller Ohrwürmer und kreativer Arrangements.
Die Briten zeigen auf ihrem zweiten Langspieler ein Händchen für poppig eingängige Hooklines. Dabei wirken sie gerade dank der innovativen Melodieführung niemals plump.
Gleich mit Einsatz der ersten Bassline zeigt sich, dass man es auf "Part & Parcel" nicht mit jamaikanischem Sunshine-Reggae zu tun hat. Viel mehr schwingt schon im groovenden "Rise Up" der urbane Hintergrund der Band mit, die ursprünglich der Londoner Punk-Szene entstammt. Zwar haben auch die Skints mal Lust auf klassische Feelgood-Songs wie "Ring Ring", der Schwerpunkt liegt jedoch auf fett produzierten, oftmals Dub-geschwängerten Riddims mit ernster Atmosphäre.
Doch handwerklich solide Tunes genügen aufstrebenden Newcomern bekanntermaßen schon lange nicht mehr, um aus der internationalen Reggae-Masse herauszustechen. Für die nötige Spannung sorgt bei den Skints besonders der vielseitig besetzte Sängerposten.
Gitarrist Josh Waters Rudge beherrscht sowohl bedrückend soulige Gefühlslagen ("You Better"), als auch temperamentvolle Ragga-Vocals ("Rise Up"). Multiinstrumentalistin Marcia Richards liefert mit ihrer sanften, leicht kindlichen Stimme immer wieder angenehmes Kontrastprogramm ("Ring Ring"). In der Vorabsingle "Ratatat" beweisen die beiden auf beeindruckende Weise ihre Fähigkeit für aufgescheuchte Doubletime-Raps.
Immer wieder verursachen originelle Ideen den nötigen Aha-Effekt. So kombiniert beispielsweise der "Up Against The Wall Riddim" vielsilbige Dancehall-Chants mit zahlreichen Zitaten der populären "Habanera"-Arie aus Georges Bizets Oper "Carmen" (1875). Auch durch Marcias Melodica- ("Can't Take No More") und Flöten-Einsatz ("Sunny Sunny") stellt sich ein eigentümliches Ambiente ein.
The Skints wirken erfrischend anders - nicht zuletzt dank der Tatsache, dass die im jamaikansischen Reggae omnipräsenten Rastafari-Phrasen komplett außen vor bleiben. Auch die großzügigen Spender und Fans dürften die Londoner mit ihrem überzeugenden Zweitlingswerk zufrieden stellen. Denn die Fülle an eingängigen Songs setzte man in eine fette wie detailverliebte Produktion um.
1 Kommentar
Das riecht ja nach Pflichtkauf