laut.de-Kritik
Elektronisches Koma-Saufen. Peinlich und anachronistisch.
Review von Daniel StraubDie Beneluxländer sind seit den ersten Techno-Tagen als Rave-Hochburgen bekannt. Was erfolgreich sein wollte, musste hier erstmal eine Halle zum Brodeln bringen. Früher waren Gabber und Hardcore Garanten für eine ausgeflippte Nacht. Heute sind es Jumpstyle und Großraum-Electro, wie ihn die Belgier von The Subs produzieren.
Die reihen sich mit ihrem ersten Longplayer "Subculture" in eine lange Traditionsreihe ein, die von The Glimmers und Dr. Lektroluv bis hin zu Soulwax reicht. Wichtigstes Kriterium auch hier: die Rave-Tauglichkeit der Tracks. Elektronik-Feinschmecker werden an "Subculture" voraussichtlich wenig Gefallen finden.
Feine Sound-Nuancen und detailreich ausgearbeitete Beat-Strukturen sind von The Subs nicht zu erwarten. Maßgabe für alle Tracks ist deren Wirkungsmächtigkeit. Dicke Beats, einfache Track-Strukturen und vor allen Dingen prägnante Samples oder Melodien (vorzugsweise als schrille Ravefanfaren eingesetzt) für den Wiedererkennungs- und Mitgrölfaktor sind die unerlässlichen Bestandteile.
Diese akustische Corporate Identity ziehen The Subs bei allen neun Tracks ihres Erstlings konsequent durch. Einen Vorgeschmack konnte man bereits auf den Mix-CDs von Boys Noize ("I Love Techno" 2008) und Dr. Lektroluv ("Live Recorded At Rock Werchter") gewinnen. Die beiden Hitsingles "Papillon" und "Kiss My Trance" sind natürlich auch auf "Subculture" zu finden. "Fuck That Shit" und "Music Is The New Religion" lauten zwei weitere Singleauskopplungen. Letztere eröffnet "Subculture" mit einem Sample des House-Hits "The House Of God" von DHS.
Leute, die bereits Mitte der 90er Jahre auf Raves herumhüpften und das Stück noch kennen könnten, sind aber mit Sicherheit nicht die Zielgruppe von The Subs. "Subculture" wendet sich an die Generation, deren Erfahrung mit elektronischer Musik vor allen Dingen durch New Rave-Stücke geprägt ist: maximaler Effekt innerhalb kürzester Zeit. Elektronisches Koma-Saufen.
Den flachen Eindruck von "Subculture" komplettiert das an Einfallslosigkeit kaum mehr zu überbietende Prodigy-Cover "Breathe". Würden 20-Jährige im XTC-getriebenen Überschwang eine solche Platte machen, könnte man ihr vielleicht noch ein paar sympathische Züge abgewinnen. Schließlich sind auch viele Produktionen aus den 90ern von dieser Euphorie angetrieben. Bei The Subs handelt es sich jedoch um ein Trio, das schon auf die 40 zugeht. Eine Platte wie "Subculture" wirkt da einfach nur peinlich und anachronistisch.
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