laut.de-Kritik
Die Beats lassen die Akas schnell vergessen.
Review von David HilzendegenDenkt man an Sektion Kuchikäschtli oder Luut & Tüütli, zeichnen sich Veröffentlichungen aus dem Hause Nation Music oberflächlich betrachtet durch für deutsche Ohren merkwürdig anmutende, kaum auszusprechende Namen aus. Letzteres dürfte bei der neusten Veröffentlichung des Schweizer Vorzeigelabels in Sachen Hip Hop kaum Probleme bereiten.
Über den humoristischen und innovativen Gehalt der Künstlernamen des Duos, Dr. Klitoris und Lars Libido, soll jeder selbst entscheiden. Dank solcher Namen wurden schon ganz andere fehlinterpretiert.
Gut, dass die beiden mit dem Projektnamen Superstar DJs direkt mal eines klar machen: An Selbstvertrauen mangelt es nicht und versteckt wird sich schon gar nicht. Wem diese Interpretation zu kühn erscheint, sollte den Opener hören: "You know we rock, we roll, we jam and we mix and all the other DJs get off our dicks!" Wieso sollte man auch keine großen Töne spucken, wenn sich Namen wie die Delinquent Habits an Bord befinden?
Diese machen auf "Mescalito", was sie schon immer am besten konnten - den Zuhörer mit einem Partytrack über Alkohol und Marihuana zum Kochen zu bringen. Mit einem Trompetensample haben die beiden Schweizer Plattendreher den Habits auch einen Beat auf den Leib geschneidert, den die prominenten Gäste aus Los Angeles unmöglich versemmeln konnten und der auf das Zeug dazu hat, in meinen persönlichen Jahrescharts einen der vorderen Plätze zu ergattern. Schade nur, dass der höchst eigene Versuch, die Meute zu rocken, nicht ganz dieses Niveau erreicht ("Born Originals").
Dafür beweisen die Eidgenossen mit dem Gastspiel der Puppetmastaz aus Berlin zum zweiten Mal ein goldenes Featurehändchen. Dass diese Zusammenarbeit funktioniert, lässt sich schon beim Durchblättern der Bilder der kecken Schulmädchen im Booklet der Scheibe erahnen. Der Blick der Superstars auf das Business scheint sich vom Ironiefaktor her nicht entscheidend vom Rap-Kasperletheater aus der Hauptstadt zu unterscheiden. Das psychedelische "Hallucinate" rummst sich jedenfalls direkt in die Magengegend und betört mit passenden Synthies an der richtigen Stelle.
Nachdem der spanische Reggae-Sänger Benjammin ebenfalls seinen Beitrag zur Platte geleistet hat ("Super Freaky"), nimmt die Reise durch die Welt ein Ende, und mit Seven darf endlich ein heimischer Labelkollege ans Mikrofon. Der Versuch, ein bißchen Sozialkritik unter die Leute zu bringen, indem man über reiche Anzugträger schimpft, geht allerdings in die Hose. "Work" klingt musikalisch wie ein billiger Abklatsch von Jamiroquais "Deeper Underground" und Seven ist nun mal kein Jay Kay. Dieser hätte sich die poetische Glanzleistung "I stink when I shit, I throw up when I drink, but I never cry like a baby" wohl auch schon im Ansatz verkniffen.
Nach MC-ing und DJ-ing erinnern sich die Superstar DJs auf Kurtis Blows Geheiß auch an die noch fehlende dritte Säule des Hip Hops und präsentieren mit "Break Dance – Electric Boogie" genau das, was der Titel schon andeutet: B-Boy-Mucke vom Feinsten. Lars Libido lässt es sich zum Abschluss nicht nehmen, aus diesen Bahnen auszubrechen und schrammelt mit "Rock To Da Riddim" etwas zusammen, was verdammt weit in Richtung Jungle geht und auf den Tanzflächen der Nation definitiv seine Berechtigung hat. In Sachen Musik herrscht hier auf jeden Fall Innovation, das lässt die albernen Künstlernamen schnell vergessen.
Noch keine Kommentare