laut.de-Kritik
Mittelfinger voran durch die Wand, Alter!
Review von Jasmin LützBei den anderen Girls hieß es "Spice Up Your Life", diese Damen sprechen von "Bitchlifecrisis". Das fasst das neue Album von The Toten Crackhuren Im Kofferraum ganz gut zusammen. Lange haben wir gewartet auf neuen Zicken-Stoff aus der Hauptstadt. Männer, zieht eure Schwän… äh, Köpfe ein, die Ladys übernehmen das Kommando - und ihr kommt dabei nicht so gut weg.
"Smack My Bitch Up"-Beats zum Abtanzen, klare Selbsterkenntnis zum Abkotzen: "Wir sind keine Band, wir sind 'ne Selbsthilfegruppe" ("Wir Sind Keine Band"). Damit beginnt die Mädchenkrise in H&M-Klamotte. Ja, auch in deiner Gesellschaft läuft Einiges schief. Motzen hilft in diesen anstrengenden Zeiten. Dabei wollen die Crackhuren gar nicht die Welt verbessern, sie wollen nur ein bisschen mitspielen, im großen Bällebad der Emotionen.
Sie wurden bespuckt, ausgelacht und ausgebuht. Da heißt es: entweder ab zum Späti und vollsaufen, oder Vollgas geben und mit den eigenen Waffen zurückrotzen. Die Single "Jobcenterfotzen" bleibt auf jeden Fall hängen, nicht nur am schwitzigen Mitarbeiterarsch. Hier sprechen sie aus Erfahrung, so wie Sleaford Mods haben auch diese Damen ganz offensichtlich schon so einige miese Jobs hinter sich. Wer sich schon einmal in den Klauen der Bundesagentur für Arbeit wiederfand, wird die Ansage sofort verstehen.
Luise "Lulu" Fuckface, Doreen K. Bieberface, Kristeenager und Ilay haben ihre eigenen Angestellten. Die Crackhurensöhne an den Instrumenten haben aber sonst nicht viel zu sagen. Sie sollen spielen und die Girl-Gang musikalisch zum Höhepunkt bringen. Das klappt auf der neuen Scheibe ziemlich gut: Tanz- und Lachstücke, die das Leben schrieb. Mit "Ok Ciao" samt Feature von Pöbel MC kriecht ein weiterer Pop-Wurm ins Ohr. Die Apokalypse ist nah. Was würdest du machen, wenn morgen die Welt untergeht? Die Crackhuren verraten es dir - im Interview auf laut.de, aber auch hier schon: "Grüne Krokodile fressen dann die Leichen auf."
Das Leben kann so schön sein. Aber nur, wenn man den richtigen Menschen begegnet, ansonsten landet man "Auf Einem Bett Aus Pizzaschachteln". Lieber ein Loser, als alleine sein, "aber man sucht es sich nicht aus, in wen man sich verliebt." Auweia, kein schönes Bild für die erkrankte Liebesseele.
Tic Tac Toe fanden damals DICH Scheiße, Pipi Langstrumpf wurde von der "Prusseliese" ständig belästigt, und die Berliner Pöbel-Girls feiern lieber ohne ihre Opfer-Freunde die schöne Party. Plus 1? Am Arsch. Die nächste Gästelisten-Kreisch-Hymne mit Provinz-Rapper Juse Ju steht mit "Minus 1".
Berliner Schnauze wird auf "Bitchlifecrisis" groß geschrieben. An Fäkalsprache und MV-Slang mangelt es nicht, und das geht dann auch gerne mal unter die Gürtellinie ("QVC Gegen Geilheit"). Ist jetzt nicht mega, tut aber auch nicht weh. Im Girls-Kofferraum wird alles und jeder durch das muffige "Patschuli-Öl" gezogen. Das Ergebnis ist eine ranzige, sexy Timberlake-Hymne zum Schmunzeln.
Rumpel-Punk-Rotz fürs Herz ("Keine Liebe"), Elektro-Kotz, Parole, Provokation! "Rumlaufen, Stress Machen", das nimmt man den Damen gleich ab. Und immer wieder diese Idioten, denen man begegnet, Xavier Naidoo ist nur einer davon. Da muss man ja ausrasten und mit Schimpfwörtern um sich werfen. Mit dem Mittelfinger durch die Wand, Alter. So, das Motto der Crackhuren. Crazy Girls mit großer Schnauze, aber hey! Asis mit Niveau gibt es halt nicht nur in Köln.
1 Kommentar
Während ich dieses Album hörte, merkte ich, wie ich während des Hörens dümmer wurde. Die Texte vorhersehbar und die Sounds unterirdisch, als ob mit einer Billigsoftware daheim gebastelt worden wäre. Leider nur 1/5.