laut.de-Kritik
Ein bisschen was von Lady GaGa und Soft Cell.
Review von Artur SchulzAufmüpfige Pop-Mädchen haben derzeit Hochkonjunktur. Nicht nur, dass eine gewisse Lady GaGa allerlei Unruhe verbreitet, nun legt das Zwillingsduo The Veronicas eine CD vor, die irgendwie ganz gut in diesen Trend passt. Und damit auch jeder merkt, wie frech das Ganze daherkommt, ist "Hook Me Up" zusätzlich mit einem werbeträchtigen "Parental Advice"-Sticker versehen. Rettet die Jugend! Doch das funktioniert schon seit Jahrhunderten nicht.
Und dann die Erläuterung im der CD beiliegenden Pressetext: "Die heute 24-jährigen Mädchen passen aber auch wirklich haargenau zu ihren Fans, denn sie sind ebenso lebenshungrig, energiegeladen und stylebewusst wie die Generation, die das Leben gerade entdeckt und in vollen Zügen genießen will." Als Songwriter fungieren unter anderem Billy Steinberg (Madonna) und Shelly Peiken (Christina Aguilera). Also mächtig viel Wirbel im Vorfeld, dem die eingespielten Songs nicht immer standhalten.
Stilistisch erinnert das erste Alben-Drittel mitunter an Sounds der achtziger Jahre (Soft Cell). "Untouched" will ganz vorn in in der Elektropop-Liga mitspielen. Das gelingt der Nummer recht gut mit kräftigem Tempo, bratzigen E-Gitarren und reichhaltig eingestreuten Synthie-Gewittern. Eine schnelle Beat-Gangart legen auch "Hook Me Up" und "Is This How It Feels" vor. Besonders letztgenannter Titel gefällt als straighte Uptempo-Dancefloor-Verführung.
In der Gangart etwas weniger atemlos nimmt "This Love" einige Takte an vorwärtspeitschenden Beats heraus. "Take Me On The Floor" verbleibt als recht austauschbarer, handelsüblicher Klischee-Dance-Track mit schlichten "Dadadada"-Gesangseinlagen. Mit "I Don't Wanna Wait" gelingt eine dramaturgisch gut aufgebaute und mit einschmeichelnder Melodieführung versehene Synthie-Ballade. Ziemlich offensichtlich an Avril Lavigne-Sounds angelehnt, macht "Popular" dennoch eine ordentliche Figur.
Aus dem Ramschladen der Pop-Historie stammt der Cher-"Believe"-Vocoder-Effekt, hier im Einsatz auf "All I Have", das zusätzlich mit quengelndem Gesangs-Gezicke etwas nervt. Den ruhigeren Songs, wie "Someone Wake Me Up" oder "In Another Life", ist nicht unbedingt über den Weg zu trauen. Denn echtes Herzblut-Feeling will in diesen allzu kalkuliert ausgeführten Balladen-Momenten nicht aufkommen. Versöhnlich stimmt dann der Alben-Abschluss "Goodbye To You", bei dem das Duo noch einmal aufs Vollgas-Tanzpedal tritt.
The Veronicas: In Sachen stylisher Effekte ordentlich inszeniert und mit überzeugenden Stimmen garniert, fehlt es vielen Songs allerdings an innovativen Wendungen und tatsächlich aufregenden Momenten. Unter den insgesamt 13 Songs finden sich einige Füller zu viel, die die ebenfalls vorhandenen, einen positiven Eindruck hinterlassenden Tracks nicht zur Gänze kompensieren. "Hook Me Up" in der Gesamtansicht: Nicht unfreundliches Pop-Futter, das aber in erster Linie eine sehr junge Zielgruppe ansprechen soll.
14 Kommentare
@__mariUs__ (« Gefällt mir gar nicht, die beiden haben total nervige Stimmen, die sehr nach 13 jährigen Mädchen klingen -.- »):
und da hast du auch schon die zielgruppe von denen...
Ton aus, und die sehen doch super aus
Also, angeguckt hab' ich mir die noch nicht so tiefgehend, war irgendwie bislang (Cover usw.) nichts übermäßig Spannendes.
Aber ein paar nette Sachen haben die da auf der CD. Naja, ich habe im Großen und Ganzen auch nichts gegen Miss GaGa. Die spielt ihren 15-Minuten-Warhol-Part höchst wirbelig im Moment, es sei ihr vergönnt.
@.ashitaka (« @Herr Andrack (« Mmh. Autotune ist also ein frischerer Vocoder aus der Vergangenheit.
Ich sag' ja zum neuzeitlichen Schallplattenspieler auch immer noch gerne Grammophon und gehe auch heute noch ins Lichtschauspielhaus.
Doch wieder was dazugelernt, danke! .
Persönlich ist es so, daß Cher ja mit die Erste (in einem Hit) war, die diesen Effekt unentrinnbar benutzte. Und nach einer gewissen Zeit ging einem das ganz schön auf den Geist, gerade weil andere da natürlich hinterhersprangen.
Aber wenn's denn wieder angesagt ist ... alles Gute kommt von Gestern. »):
Nein, nein, nix Vocoder. Ganz früher zu Stevie Wonder Zeiten wars eine Talkbox, aber auch das ist kein Vocoder. Ein Vocoder klingt ganz anders und immer nach dem Synthesizer, den man damit verbindet. Was du hier bei den Veronicas, bei Cher oder bei Kanye West findest, sind Autotune Programme die den Gesang auf eine bestimmte Tonleiter trimmen, was diesen lustigen Robo-Effekt erzeugt. »):
Ich als Unwissender wunderte mich schon über die komischen Stimmen der beiden...
Ist das Album nicht aus dem Jahr 07 ??
@__mariUs__ (« @Thubal (« Ist das Album nicht aus dem Jahr 07 ?? »):
Eigentlich schon, allerdings erscheint es in Deutschland erst jetzt.
Wir sind also wieder die letzten...
Aber 2 Jahre sind schon ne verdammt lange Zeit
Naja, egal... »):
meinte nur
von wegen auf den "lady gaga zug" aufspringen bla bla ...