laut.de-Kritik
Mit Witz, Charme und schottischem Akzent.
Review von Martina KellnerAnfang 20 und schon das zweite Erfolgsalbum in den Läden? In der hype-anfälligen britischen Heimat schafften es die Jungspunde von The View mit "Which Bitch?" immerhin auf Platz 4 der Charts. Damit reichen sie zwar nicht ganz an die durchschlagende Wirkung ihres Debüts heran, schämen müssen sich Kyle Falconer und seine Jungs aber keineswegs. Schließlich liefern sie mit Album Nummer zwei einen würdigen Nachfolger ab: sympathisch bodenständiger Indierock mit jeder Menge Flausen im Kopf.
Das frische "Hats Off To The Buskers" legte im UK ordentlich vor, allen voran "Superstar Tradesman" und "Wasted Little DJs" liefen rauf und runter. Ähnlich chartskompatibel wirken jetzt "Temptation Dice" oder "Double Yellow Lines". Zur Einstimmung gibt es dagegen eine reine Falconer-Nummer aufs Ohr: Mundharmonika, Klavier, Gitarre, Gesang und Katzen-Immitat stammen einzig von ihm. "5 Rebbeccas" läutet die Schlagzeug-lastigeren Mitwipp-Parts ein.
Übermut tut im Falle der Schotten mehr als gut. "Double Yellow Lines" besingt die Mühen des Nachhausetorkelns im allzu alkoholisierten Zustand, "One Off Pretenders" thematisiert den Knastaufenthalt von Sänger und Bassist und "Give Back The Sun" den Rausschmiss aus einem Bordell, von dem angeblich niemand wusste, dass es ein solches ist. In "Glass Smash" geht es krawalliger zu, auf "Unexpected" und "Distant Doubloon" fahren die Briten die Instrumentierung dagegen etwas runter und zeigen, dass sie nicht durchweg als Krawallbrüder für Aufsehen sorgen müssen.
Mit "Unexpected" verarbeitet Frontmann Kyle Falconer einfühlsam den Tod seines Vaters. Ruhige Gitarren und Streicher stehen hier im Vordergrund, ohne auch nur im Geringsten kitschig zu wirken. Auch auf "Distant Doubloon" zeigen sich die Jungs von einer nachdenklicheren Seite. Leider klingen Piano- und Violinenparts hier etwas zu arrangiert, zu dick aufgetragen. Andrew Lloyd Webber hätte sicher seine Freude an diesem Stück, The View-Fans verdrehen unter Garantie die Augen.
57 Minuten klimpern und poltern die Schotten da zusammen. Leichtfüßig, unverkrampft und im charmanten Rüpelakzent vorgetragen – auch wenn die Scheibe gegen Ende hin ihre Längen aufweist und gut um ein, zwei Songs gestrafft werden könnte. Mit einer gehörigen Portion Eigenwitz versehen ist "Which Bitch?" allemal. Wer sich, wie Falconer und Co., so herrlich selbst auf die Schippe nimmt und dabei doch nie zu albern wirkt, hat wohl das geschafft, was sich viele aufstrebende Bands mit ihrem Zweitwerk zum Ziel setzen. Mehr davon!
41 Kommentare
Macht echt Spaß diese Scheibe. Fast zu gut um mit dieser anderen "THE (http://www.laut.de/wortlaut/artists/k/kook…)"-Band verglichen zu werden. Hör ich jetz rauf und runter...wer noch?
ich kenn nur ein lied und das ist eher lahm.
und der album-titel ist infantil-scheiße.
naja, aber ich fand die auch schon aufm ersten album nicht so überragend.
Ok Scummy aber hör trotzdem mal das ganze Album. Abwechslungsreich ist es auf jeden Fall und man brauch nicht zu skippen. Ist für mich das beste Zeichen.
nö.
nicht falsch verstehen, ich find's an sich sympathisch. aber ich hör jetzt schon den ganzen tag "Hats off..." und "Which Bitch" abwechselnd und find die aussprache auf zweiterem einfach härter ("...shout it from the rrrooftops - rrrooftops - rrrooftops...")
nichtsdestotrotz, bis jetzt macht's laune.
nachtrag: wenn ich "Double Yellow Line" öfter höre, möchte ich schlicht feierabend machen und mich besaufen gehen. gott, macht das laune!!
der titel ist sehr vielversprechend!!!
hab da jetz auch mal durchgezapped und ja ich revidiere, der schottische akzent ist schon um einiges auffälliger beim zweitling.
aber klar, damit heben sie sich zumindest ein bisschen vom rest ab.
bzw. die sind mirs noch immer nicht sooo...