laut.de-Kritik
Staubig, trocken und dennoch voller Seele.
Review von Kai ButterweckMehr als ein halbes Jahrzehnt wartete die dürstende Anhängerschaft auf ein neues Lebenszeichen des kongenialen Gesangsduos Eckman/Torgerson, und viele hatten den Glauben schon aufgegeben, dass es nach dem rockigen Ausflug auf "Acetylene" noch zu einem weiteren Output der Walkabouts kommt. Doch die mittlerweile zum Sextett aufgestockten nimmermüden Folk-Rock-Veteranen zeigen auch anno 2011, dass es noch Orte, Menschen und Begebenheiten mit Geschichten gibt, die es zu erzählen gilt.
Staubig, trocken und dürr reicht Eckmans und Torgersons Dustland bis zum Horizont und bietet dabei den imaginären Nährboden für allerlei Sehnsucht, Verzweiflung und Hoffnung. Gleich zu Beginn entführt einen Carlas markante Stimmfarbe, begleitet von besinnlichem Gitarren-Background und getragener Rhythmik, im Opener "My Diviner" in ferne Weiten. Bewaffnet mit Vocoder und Slide-Klängen galoppiert Chris Eckman auf "The Dustlands" hinterher, ehe er sich fast schon grollend mit dem "Soul Thief" anlegt und dabei mächtig Staub aufwirbelt.
Die Walkabouts begeben sich nicht mit neuen Koffern auf die Reise in die Einöde. Stattdessen bieten sie signifikante Songwriting-Strukturen, die trotz hohen Alters nichts von ihrer Magie verloren haben. "They Are Not Like Us" zeigt Carla Torgerson als Königin der mystischen Ballade, wenn sich ihr Organ mit düsteren Piano-Läufen verbindet, während "Thin Of The Air" mit vertrackten Beats glänzt, bevor sich die beiden Gesangs-Verantwortlichen im Refrain die Hände reichen und Erhabenheit und Epik demonstrieren.
Eckman gibt sich wahrlich alle Mühe, mit Charakteristik zu punkten, doch die wahren Speerspitzen liefert sein weibliches Pendant. Wenn sich auf "Every River Will Burn" oder "Wild Sky Revelry" treibende Melancholie mit dosierter Schwere paart und Torgersons Stimme, von zarten Gitarren und sphärischen Arrangements umgeben, einsam ihre Kreise zieht, erreicht "Travels In The Dustland" seine Höhepunkte.
Das kantige und angezerrte "No Rhyme, No Reason" und das ebenso treibende, wenn auch nicht ganz so rockige "Long Drive In A Slow Machine" sorgen in der zweiten Albumhälfte nochmals für Tempo-Ausgewogenheit, bevor sich die Walkabouts mit "Horizon Fade" balladesk und voller Seele verabschieden.
"Travels In The Dustland" fügt sich nahtlos ein in die Diskografie der Band und verbindet Tradition mit Moderne. Zwischen altbewährten und neuen Ufern, entfernt sich die Band weder von ihren Wurzeln, noch verschließt sie vor der Neuzeit ihre Augen.
2 Kommentare
vor allem der titeltrack hört sich sehr gut an. werde ich mal weiter reinhören.
dito
schöner Basslauf btw