laut.de-Kritik
Pur, ehrlich und direkt.
Review von Kathrin FinkKleine Touristeninformation zum englischen Städtchen Blackpool: Das ist die Stadt mit den größten und schnellsten Achterbahnen, den coolsten Clubs, Weltklasse-Shows, kosmopolitischen Restaurants, aktiven Sportarten und einer atemberaubenden Landschaft, die einem bereits auf dem Treppenabsatz ins Blickfeld springt. Tja, das ist Blackpool.
Aber Moment: Jack White, der Querdenker schlechthin, sucht sich ausgerechnet DAS Vergnügungs-Paradies Englands aus, um die bis jetzt einzige Live-Aufnahme seiner Band zu präsentieren? Spätestens wenn die DVD eingelegt ist, räumen die ersten Szenen alle Bedenken aus. Ein unscharfes Bild, verzerrte Aufnahmen, und irgendwo zwischendurch klettert der unverkennbar rot-schwarz angezogene Jack White mit seiner "kleinen Schwester" im Schlepptau auf die Empore, die doch noch gerade so als Bühne erkennbar ist.
Das nennt man dann wohl Super 8 Kamera-Aufzeichnung. Jedenfalls zaubert es einem jeden White Stripes-Anhänger ein erleichtertes Lächeln auf die Lippen. Der Mann der Candy Colors bleibt seinen Idealen treu. Die White Stripes preschen durch neues und altes Material, von "Black Math" zu "Death Leaves And The Dirty Ground, über "Seven Nation Army" hin zu "Hotel Yorba" und wieder zurück zum frühen "Hello Operator".
Auch ein Live-Klassiker wie das Dolly Parton-Cover "Jolene" fehlt nicht. Wer die Stripes auf dieser Tour miterleben durfte, weiß, dass jedem Musikliebhaber bei diesem Song das Herz still steht. Blues-Rock mit viel Soul - so etwas kriegt nicht jeder hin. "The Hardest Button To Button" fährt in rücksichtsloser Punk-Manier davon, lässt kaum Zeit, um zu Atem zu kommen, und übergibt sogleich an weitere saiten-zerreißende Oden wie "Ball And Biscuit" oder die allererste Single "Let's Shake Hands".
Extras gibt es (natürlich) keine. Purist White findet einen Konzert-Film in 8mm mehr als genug. Schließlich gibt es im Kino auch keine Menüleiste! "Under Blackpool Lights" zeigt die White Stripes pur, ehrlich und direkt - so wie sie eigentlich schon immer waren. Egal, wie sie nun angezogen sind, egal ob sie Bruder und Schwester oder Ex-Mann und Ex-Frau sind, die White Stripes verzichten auf jegliche Offenlegung ihrer Privatsphäre, weil sie leben um zu spielen. Und das können sie so richtig gut.
1 Kommentar
Die Scheibe ist ganz große Kunst!!!