laut.de-Kritik
Außen hui, innen hui!
Review von Kai ButterweckBest-Of-Alben, Cover-Werke, Tribute-Sampler und schnell dahin gehunzte Re-Releases überschwemmen derzeit den Markt, um noch ein Plätzchen im dicken Weihnachtsmann-Sack zu bekommen. Um so schöner ist es, wenn sich unter den zahlreichen gehaltlosen Outputs eines dieser vermeintlich überflüssigen Werke hinsichtlich inhaltlicher Qualität und äußerer Aufmachung vom Rest der Bande abhebt.
So geschehen mit der Deluxe Edition von "Quadrophenia", dem neben "Tommy" wohl bedeutendsten Werk der englischen 'Radau Combo' The Who. Die Hintergrundgeschichte des Townshend-Konzeptes dürfte mittlerweile jedem auch nur halbwegs informierten Rock-Liebhaber bekannt sein, ebenso die musikhistorische Bedeutung eines jeden der insgesamt siebzehn Original-Songs des Albums.
Das inzwischen standardisierte Remaster-Verfahren macht sich allerdings nur unterschwellig bemerkbar. Inhaltlich interessant wird es vor allem auf dem letzten Drittel der Veröffentlichung, wenn sich elf bisher unveröffentlichte Demo-Versionen dem opulenten Original-Treiben anschließen. Mit "Anymore" und "Is It Me" präsentieren sich gar zwei Ur-Versionen von Songs, die es nicht auf der Erstauflage zu hören gibt.
Es ist schon bemerkenswert, wie das Keyboard-lastige und eher spartanisch instrumentierte "The Real Me"-Demo letztlich umfunktioniert wurde. Vor allem Trommel-Magier Keith Moon hält sich auf den Demos sehr zurück, was vielen Songs ("Dirty Jobs", "Is It In My Head") eine gänzlich andere Identität verleiht. Auch der Gesang klingt im Vergleich zu den pompösen Endprodukten eher verhalten und unsicher.
Aufgenommen wurden die elf bisher unveröffentlichten Raritäten zwischen 1970 und 1973 in Townshends Heimstudio. Neben der unbestrittenen Relevanz des musikalischen Original-Inhalts und der aufschlussreichen Klang-Zugabe in Form der erwähnten Demos beeindruckt die "Quadrophenia - The Director's Cut" in der Deluxe Edition auch verpackungstechnisch. Insbesondere die zwei beigefügten Booklets verdienen hier das Prädikat: Besonders wertvoll.
Das erste besteht aus zahlreichen imponierenden und aufwühlenden Schwarzweiß-Bildern, während das zweite Booklet eine ausführliche Einleitung von Townshend, sämtliche Lyrics, sowie interessante Anekdoten zur Entstehung jedes einzelnen Demo-Songs beinhaltet.
2 Kommentare
Bleibt nur zu hoffen, dass das keine komprimierte Kacke ist wie sonst leider üblich bei remasterten Sachen: zu harsch, zu "in your face".
Bleibt nur zu hoffen, dass das keine komprimierte Kacke ist wie sonst leider üblich bei remasterten Sachen: zu harsch, zu "in your face".