laut.de-Kritik

Fahrstuhl-Metal mit einigen ansprechenden Ideen.

Review von

War ich anfangs noch der Meinung, es hier mit einem nahezu durchweg belanglosen Stück akustischer Berieselung zu tun zu haben, so muss ich inzwischen doch wieder ein paar Meter zurückrudern. Bisher war man von Therion immer sehr interessantes und vor allem innovatives Material gewohnt, das mit seinen unterschiedlichen Facetten und Sänger/innen geglänzt hat. Aber irgendwie will der größte Teil von "Gothic Kabbalah" so gar nicht an mich und schnarcht bis auf einige Ausnahmen meist eindruckslos an mir vorbei.

Glücklicherweise hat sich Christofer Johnsson nicht komplett geweigert, interessante Musik zu schreiben. Zwischen jede Menge Fahrstuhlmusik haben sich immer wieder ein paar durchaus ansprechende Ideen geschmuggelt, die erahnen lassen, was der Mann früher geleistet hat. Allerdings machen ihm seine Vocalakrobaten oft einen Strich durch die Rechnung.

Der Opener "Der Mitternachtslöwe" geht als ordentlicher Song durch, reißt aber zu keiner Zeit wirklich vom Hocker, weder musikalisch, noch gesanglich. So sehr ich Snowy Shaw als Dummer doch schätze, seine Stimme ist mir einfach zu pathetisch. Der Titeltrack klingt mir zu sehr nach Tralala, als dass ich dem irgendeinen Spannungsbogen abgewinnen könnte. Daran ändert auch das durchaus coole Solo nicht wirklich was. Erstes Highlight schimmert da beim eher getragenen "The Perennial Sophia" durch. Sowohl der weibliche, als auch der männliche Gesang sind meist im mittleren Bereich gelagert und tragen schön zur melancholischen Stimmung bei.

"The Wisdom And The Cage" hat einen gewissen Charme, kann sich aber genau wie "Trul" kaum mit alten Klassikern messen. Wenigstens "Son Of The Staves Of Time" sticht ein wenig aus dem Mittelmaß heraus, das für Therion eigentlich eh keine Option sein sollte. Bedenkliche Gesangsleistungen sind auch bei "Tuna 1613" schon wieder ein Thema. So fängt die Nummer doch sehr knödelig an, erinnert eher an einen etwas nach Flieder duftenden Heldentenor als an einen kraftvollen Shouter mit ordentlich Schmackes auf der Lunge. Mutti hätte das genau wie "The Falling Stone" True Metal genannt, Hammond-Orgel hin oder her.

Zu den musikalischen Lichtblicken möchte ich das etwas fetzigere "T.O.F. - The Trinity" zählen, das sogar mal mit einem treibenden Rhythmus um's Eck kommt. Das ist nach dem sehr getragenen "Chain Of Minerva" allerdings auch schwer nötig, bei dem mich Karin Fjellander fast ein wenig an Christina Adriana Chiara Scabbia erinnert. Das hat sich bei "T.O.F." jedoch schon wieder erledigt, denn zumindest mir geht das Gejaule hier einmal mehr richtig auf die Eier. Über das Geträller von Madame Fjellander mag man sich auch bei "The Wand Of Abaris" streiten, doch der Song verfügt über eine tolle Atmosphäre.

Was die Abwechslung und die interessantesten Arrangements angeht, steht das abschließende "Adulruna Redivivia" ganz vorne, krankt aber wieder an nur mittelmäßigem Gesang. Keine Ahnung, was bei den Schweden los ist, aber anstatt "Gothic Kabbalah" krampfhaft auf zwei CDs aufzublasen (die auch zeitlich locker auf eine gepasst hätten), wäre es vielleicht sinnvoller gewesen, sich auf ein paar weniger, aber dafür bessere Song zu konzentrieren. Da erwarte ich auf dem nächsten Album aber deutlich Besseres.

Trackliste

Disc 1

  1. 1. Der Mitternachts- löwe
  2. 2. Gothic Kabbalah
  3. 3. The Perrennial Sophia
  4. 4. Wisdom And The Cage
  5. 5. Son Of The Staves Of Time
  6. 6. Tuna 1613
  7. 7. Trul
  8. 8. Close Up The Streams

Disc 2

  1. 1. Three Treasures
  2. 2. The Path To Arcady
  3. 3. Chain Of Minerva
  4. 4. T.O.F - The Trinity
  5. 5. Wand Of Abaris
  6. 6. The Falling Stone
  7. 7. Adulruna Rediviva

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