laut.de-Kritik
Powermetal, Sirenengesang und humorlose Kirchenvertreter.
Review von Stefan JohannesbergInnerhalb der ersten Minuten donnert die Double Kick und fegt operettenhafter Gesang über die Soundlandschaft. Das ganze ist unterlegt mit treibenden Drums, wie Nightwish in eingängigen Phasen und wechselt sich mit tiefen, beschwörerischen Growls und fliegenden Gitarrensoli ab. Im YouTube Reaction Slang würde man jetzt geschockt aber erfreut reacten: "Right out the Gates" - und dann den Rewind Regler bei "Ninkigal" schieben.
Nach drei kurzweiligen Minuten ist der Opener schon wieder Geschichte und eine verträumte Akustikgitarre mit weiblichen Folksirenen lädt auf "Ruler Of Tamag" zum Verschnaufen ein. Man schwebt über eine Lichtung im nebligen Grau des herannahenden Tages. Doch humorlose Kirchenvertreter, dargestellt von einem Mönchs-Chor und Rocksound mit herrschsüchtiger Härte, bedrohen die heidnische Stimmung. Am Ende verlieren die Männer des christlichen Gottes, während sich die Melodien zum Schluss wunderbar um die rockigen Beats schmiegen.
Ist Therion-Mastermind Christoffer Johnsson nach über 30 Jahren und 18 Alben in einen Jungbrungen gefallen? Jein, denn der doch recht einfach gestrickte Beginn von "Unsung" bricht mit den geschürten Erwartungen. Die epische Stimmung versandet zwischen Hardrock und Sirenen-Vocals. Alles wirkt zusammengeschustert und nicht mehr aus einem Guss. Wie schrieb Yan Vogel zum ersten Teil noch: "Die Antithese zum Drei-Stunden-Epos "Beloved Antichrist" heißt "Leviathan". Therion frönen auf ihrem 17. Album der schnellen Nummer". Auch auf dem dritten Teil der Saga dominieren jene schnellen Nummern, irgendwo zwischen zwei und vier Minuten angesiedelt. Nur ab und an warten kleinere Perlen in diesen durchschnittlichen Symphonic Metal-Muscheln.
Beim schnellen Power Metal auf "Maleficium" überzeugt vor allem die bombastisch-operettenhafte Hook. "Baccanale" mosht so zackig, dass sich Gevater Speed Metal zur Messe gesellt. Auf "Duende" packt Johnsson die Latin-Vibes inklusive Flamenco-Gitarre aus.
Wenn es jedoch mal wieder länger dauert, wie auf "Ayahusaca" oder "Twilight Of The Gods", gelingt es dem Schweden kaum, eine kohärente Spannung zwischen den unterschiedlichen Sounds herzustellen. Doch wie bei Kindern sollte man nicht immer das sehen, was misslingt, sondern das Gute intensivieren - und das sind die Anspieltipps "Ninkigal" und "Ruler Of Tamag" vom Anfang.
2 Kommentare
Besser als die beiden Vorgänger, aber halt trotzdem Müll.
Kann man sich nicht geben.