laut.de-Kritik
Hat den Sexappeal eines Stilllebens mit Gemüse.
Review von Michael EdeleErst vorletztes Jahr kam mit "Celebrator Of Becoming" ein richtig dickes Package aus dem Hause Therion auf den Markt, in dem es neben vier DVDs auch zwei CDs zu bestaunen gab. Da sich wohl nicht jeder Fan so ein Monster ins Haus holt, gibt es als Begleitung zum 2007er "Gothic Kabbalah" die passende Live-DVD, mitsamt Live-CDs oder eben separat.
Im Februar waren Therion einmal mehr in Polen unterwegs und haben in Warschau die Kameras mitlaufen lassen. Die schön hergemachte Location, die sie für diesen Anlass gewählt haben, passt perfekt zu einem Titel wie "Gothic Kabbalah". Dem Anlass entsprechend fahren Therion großes Kino auf und dekorieren die Bühne mit Kerzenständern. Mit Lori Lewis, Katarina Lilja, Mats Levén und Snowy Shaw haben sie gleich vier Leute dabei, die sich den Gesang teilen.
Dass bei den Mädels die Performance meist nur aus Armverrenkungen besteht, ist man gewohnt. Was Snowy aber in seinen wenigen Momenten als Leadsänger in der Gegend rumwedelt, mutet trotzdem reichlich seltsam an, bis auf Mats steht die Sangesriege wie Falschgeld auf der Bühne herum. Beim Opener "Der Mitternachtslöwe" offenbart der ehemalige Dream Evil-Drummer Snowy leichte Timingschwächen, was den Gesang mit seinen unterschiedlichen Duett-Partnern angeht. Das legt sich zwar im Laufe des Sets, doch wirklich souverän klingt der Hüne bei den ganz tiefen Passagen nicht.
Die Gesangsleistung der Mädels klingt jedoch hervorragend. Vor allem Lori macht in den mittleren Stimmlagen richtig was her. In Sachen erotischer Ausstrahlung sollten die Damen aber noch ein wenig zulegen. Wenn die beiden bei "The Blood Of Kingu "miteinander Flirten, hat in etwa den Sexappeal eines Stilllebens mit Gemüse. Ob sich die anwesende Damenwelt von Snowys Brustpelz erregt gefühlt hat, darf auch bezweifelt werden. Als Henkersknecht wäre der Mann aber der Hit in jedem Mittelalter-Streifen.
Beim gut abgemischten Sound gibt es allerdings keinen Grund zur Klage. Sogar der Bass ist sauber zu hören, ohne dass er die Gitarren oder die Keys in den Hintergrund drängt. Die Kameraführung geht ebenfalls in Ordnung. Die Schnitte geraten nicht zu hektisch, so dass man sich auf die Atmosphäre durchaus einstellen kann. Dazu trägt auch die Lightshow einen guten Teil bei. Besonders bei "Rise Of Sodom And Gomorah" glänzt der Mann hinter den Reglern mit netten Ideen.
Was die Stockfuchtlerin bei "Wine Of Aluqah" auf der Bühne soll, bleibt rätselhaft. Mit Bauchtanz oder ähnlichen arabischen Tanzbewegungen hat das Ganze jedenfalls nichts zu tun und sieht eher lächerlich aus. Zum bereits erwähnten "Rise Of Sodom And Gomorah" darf die Dame nochmals im Flügelgewand auf die Bühne und macht im Halbdunkeln wenigstens eine gute Figur. Zum Thema Drumsolo muss ich eigentlich nichts mehr sagen. Allein die Tatsache, dass Snowy und Mats das Ganze später noch unterstützen sorgt für ein wenig Abwechslung.
Der Aufmarsch mit Fahnen zum Track "Grand Finale" ist an sich eine ganz gute Idee, allerdings könnten die Dinger dann auch ein wenig geschwenkt werden. Nur so in der Gegend rumparken, ist nicht übermäßig spannend. Beim letzten Track "Thor (The Powerhead)" darf sogar Drummer Petter einen Gesangspart übernehmen. Das Hämmerchen, mit dem Snowy dazu über die Bühne wetzt, regt aber eher zum Grinsen an.
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