laut.de-Biographie
Thievery Corporation
Washington D.C., Frühjahr 1995: Rob Garca und Eric Hilton sitzen in der 18th Street Lounge und schlürfen 'nen Drink. Schnell stellen beide fest, dass sie die Verehrung für die brasilianischen Künstler Antonio Carlos Jobim und Joao Gilberto teilen, gerne Anzüge tragen und die Mehrheit moderner Musik verachten. So entschließt man sich, fortan gemeinsame Sache in der Thievery Corporation zu machen und der Welt ihre Ansichten in Sachen Bossa Nova, Dub und Jazz mitzuteilen.
Eric Hilton spielt mit elf Jahren in der Nachbarschaft als Mitglied in einer Garagen-Punk-Band, die er mit "Ramones treffen Deep Purple" umschreibt. Desweiteren interessiert er sich für die Sex Pistols, The Jam und The Clash. Als Hilton dann die in Washington D.C. ansässige Hardcore-Szene (u.a. Minor Threat) und ihren rohen Sound entdeckt, wird ihm die Bedeutung von DIY schlagartig bewusst.
In der High School erweitert er sein Musikrepertoire um Soul, Jazz, Bossa Nova und jamaikanische Musik, woran Madness, The Specials oder Style Council nicht schuldlos sind. In den späten 80ern wird Hilton House-DJ im Fifth Column, zur damaligen Zeit die erste Adresse in der Hauptstadt. Später beginnt er mit einem Kumpel in alten Lagerhallen Parties zu organisieren und eröffnet einen Club, genannt "Exodus".
Rob Garza wird in der Nähe von Chicago geboren, zieht aber schnell nach Walkersville in Maryland, unweit von Washington D.C.. Er wächst mit der Plattensammlung seiner Eltern auf, die Sam Cooke, Johnny Cash und natürlich die unvermeidlichen Beatles enthält. Diese Künstler inspirieren ihn auch maßgeblich. Im Alter von 16 Jahren wohnt Rob in Connecticut und fängt an, elektronische Musik in der Musikstunde seiner Schule zu machen. Dort lernt er auch, elektronisches Sequenzing, Sampling und Drumcomputer zu programmieren und bastelt sich ein Kellerstudio zusammen.
Als er Bands wie die Pixies, Meat Beat Manifesto oder My Life with the Thrill Kill Kult hört, wächst die Leidenschaft für Musik. Vor allem die Pixies sind wahrscheinlich eine der Bands, die ihn maßgeblich beeindruckten. 1993, als Rob für eine Firma arbeitet, die auf Luftsicherheit und Terrorismusabwehr spezialisiert ist, werden Jazz und Bossa Nova auch in seinem Leben ein fester Bestandteil.
Mit "Lebanese Blonde" vom Studio-Album "The Mirror Conspiracy" (2000) gelingt ein erster Semi-Hit. Ein wichtiger Erfolg, veröffentlicht die Thievery Corporation ihre Platten doch ausschließlich auf dem Band-eigenen Indie-Label ESL Music (u.a. das Zuhause für Ursula 1000 oder die US-Homebase der Sofa Surfers). Das unbedingte Festhalten an der eigenen künstlerischen Unabhängigkeit zahlt sich am Ende aus: mittlerweile sind über eine Million Platten abgesetzt und die DJ-Skills, Remix-Dienste und Live-Acts überall auf der Welt gefragt. Die wichtigste Inspirationsquelle: eine umfangreiche Plattensammlung.
Das alteingesessene Jazz Label Verve Records, lädt 2001 die Thievery Corporation dazu ein, sich in den nicht gerade kleinen Verve Archiven umzusehen und ihre Lieblingsplatten in Form einer "Sounds From The Verve Hi-Fi" zusammen zu stellen. Das Ergebnis dieser Expedition kommt Ende Januar 2002 in die bundesdeutschen Plattenläden.
Das vierte Studio-Album "The Cosmic Game" (2005) verbreitet Sixties-Atmosphäre und erweitert das Soundspektrum um psychedelische Zwischentöne. Das Duo hieft neben den beliebten Dub-Toasts mit Gast-Kollabos von Perry Farrell, Flaming Lips und David Byrne dieses Mal den Rock mit ins Boot.
Im Vergleich dazu gibt sich "Radio Retaliation" in seinen Texten wieder ganz handfest politisch, den kosmopolitischen Anspruch untermauern Gäste wie Seu Jorge oder Fela Kuti.
Auch mit dem Remix-Sampler "Versions" (2006) bleibt die Thievery Cooperation ihrer sanften Linie treu, sogar das energiegeladene Londoner Beat-Kraftwerk Transglobal Underground bremst man auf das eigene Tempo runter. Weitere Gäste sind diesmal u.a. Sarah McLachlan, Norah Jones, Astrud und Bebel Gilberto, Nouvelle Vague und, auf einem Remix von "Strange Ways", Jim Morrison.
2009 gibt man den Opener für Paul McCartney in Maryland. Nach der wohl verdienten Best Of, folgt ein Jahr später die sechste Langrille "Culture Of Fear" (2011, u.a. mit Shana Halligan von Bitter:Sweet am Mic). Auftritte in den USA und Europa folgen. Eine Live-DVD kündigt das Duo ebenfalls an.
Politische Statements bleiben ein Hauptanliegen des Washingtoner Duos, das auch als Botschafter fürs World Food Programme auftritt.
Noch keine Kommentare