laut.de-Kritik
Trotz des hohen Space-Faktors wohltuend geerdet.
Review von Eberhard DoblerDie Thievery Corporation bleibt auch beim vierten Album seinem Lieblingsgebräu zwischen Dub und Downbeat treu. Eric Hilton und Rob Garza drehen aber an der Feinjustierung und strecken ihre Fühler mit den Flaming Lips ("Marching The Hate Machines (Into The Sun"), David Byrne ("The Heart's A Lonely Hunter") und auch Perry Farrell dezent in Richtung Rock aus.
Gleichwohl fließen die Neuerungen nur sehr dosiert ein. Die Vocals der oben genannten Herren kommen natürlich mit reichlich Delay aus den Boxen. Dominant bleibt auch die Vorliebe für Perkussion sowie indisch-karibische Sounds. Der größte musikalische Bonus des Duos aus Washington bleibt allerdings die Rhythmusgruppe: körnige Beats und ein oft analog groovendes Bassgerüst.
Eine Live-Einspielung kann eben Wunder wirken: trotz digitaler Bearbeitung klingen die Tracks runder und organischer als sie es mit programmierten Beats vermögen. Thievery Corporation lassen dazu unaufgeregt die Elektronik pluckern, filtern schon mal und breiten ambient harmonische Synthieflächen aus. Und so präsentiert sich "The Cosmic Game" bei gewohnt hohem Space-Faktor wohltuend geerdet.
"Warning Shots" dreht nach dem Opener an der Temposchraube. Dazu brummen dubbig tief die Synthies, wechseln sich funky Beats ab, tragen weiche Flächen und toasten zwei Dancehaller. Ein weiterer Höhepunkt die Kollabo mit Farrell. "Revolution Solution" integriert schlüssig den obligatorischen indischen Touch, den auch "Shiva" oder "Wire And Watchtowers" versprühen.
"Amerimacka" überrascht als eingängige Dub-Komposition inklusive Bläsersatz. Mit Songcharakter punktet auch das südamerikanisch groovende "Sol Tapado". "The Cosmic Game" gewährleistet mit zahlreichen Gastsängern einen abwechslungsreich warmen Trip. Zumal man sich angesichts der liebevoll konstruierten Sound-Arrangements nicht so schnell satt hört. Allerdings wäre die ein oder andere Sitar-Schleife weniger ein Gewinn gewesen. Trotzdem, sicher eines der besten Alben der beiden Amerikaner.
3 Kommentare
Hat sie schon wer?
Ich hab sie mir gerade vorhin gekauft, konnte leider noch nicht wirklich reinhören, aber wenn man einigen Kritikern Glauben schenken darf, erwartet den Hörer hier wieder eine feinste Klangreise mit einer gewohnt hohen Stilvielfalt (anscheinend auch Psychedelic- und Rock-Elemente mit dabei) und auch ein Blick in die illustre Gästerunde verspricht viel Gutes (The Flaming Lips, Gunjan, Perry Farrell, Patrick de Santos, David Byrne ....)
Wohl einer der interessantesten Releases aus der Electronica-Ecke im noch jungen Musikjahr 2005.
Ja, ich habe sie. Das Album ist gut, wenn auch nicht herausragend. Im großen und ganzen kann man sagen, dass die CD nicht viel Neues bietet, wenn man die Vorgänder-CD kennt.
Dass mit den Psychedelic-Rock-Elementen kann ich eigentlich nicht bestätigen. Zumindest sind sie (wenn vorhanden) nicht besonders auffällig.
Blöd finde ich, dass nach wie vor synthetisches Schlagzeug verwendet wird. Das klingt spätestens nach dem fünften Lied doch recht eintönig. Vielleicht gibt's auf dem nächsten Album ja mal einen Drummer aus Fleisch und Blut.
Trotzdem eine gute CD.
ich mag diese Beats, bin der Meinung, dass die beiden da absolut in ihrem Fach sind. Wird mich folglich wohl kaum wirklich stören...
Das mit dem "eigentlich nichts Neues" hab ich auch schon öfters gelesen, wird wohl stimmen, obwohl der erstaunlich hohe Anteil an Gastsängern eigentlich erst mal was anderes vermuten lässt.
Naja, mal schauen.