laut.de-Kritik
Keine Hooks, keine Harmonien, kein Pfeffer auf der Pfanne.
Review von Kai ButterweckVor zwei Jahren hätten Thunder einen fulminanten Schlussstrich ziehen können. Nach sechs Jahren Funkstille hatten es Danny Bowes und Co. mit ihrem Comeback-Album "Wonder Days" allen Retro-Rock-Jünglingen noch einmal so richtig gezeigt. Im Anschluss eine schöne Abschiedstour, jede Menge Schulterklopfer und ein letzter Kohleregen: Das wär's gewesen. Und alle hätten applaudiert. Doch Thunder wollten mehr. Euphorisiert von den öffentlichen Reaktionen enterten sie im vergangenen Jahr gleich noch einmal das Studio. Und nun haben wir den Salat, denn mit "Rip It Up" kommen die alten Herren nun mit einem Album rum, das nur ganz selten mit der energiegeladenen Frische des Vorgängers mithalten kann.
Die im Pressetext vollmundig angekündigten Brandbomben, Rock-Klassiker und Donnerschläge entpuppen sich schnell als handzahme Filler, die sich zwar technisch solide arrangiert präsentieren, aber in punkto Nachhaltigkeit kaum Spuren hinterlassen.
Einzig das mit "Rhymin & Stealin"-Drums befeuerte Verlierer-Drama "Always A Loser" lässt kurz vor Schluss aufhorchen. Das wars dann aber auch schon. Der Rest des Albums klingt wie eine Ansammlung von "Wonder Days"-Reliquien, die es vor zwei Jahren nicht in die engere Auswahl geschafft haben.
Bluesgetränkte Massenware ("Rip It Up"), uninspirierte Wahwah-Frickeleien ("She Likes The Cocaine") und balladeske Reisen durchs Zartschmelz-Nirgendwo ("Right Here From The Start"): Thunder stolpern anno 2017 von einem Klischee-Fettnäpfchen ins nächste. Unentschlossen und hilflos kramt sich die Band durchs Rootsrock-Archiv ohne dabei fündig zu werden.
Keine Hooks, keine Harmonien, kein Pfeffer auf der Pfanne: Jazzige "Black Velvet"-Grüße ("In Another Life") werden genauso in den Sand gesetzt wie härtere Heavyrock-Ausbrüche à la "The Chosen One" oder "Shakedown". Spätestens wenn sich Sänger Danny Bowes zur Mitte des Albums hin immer mehr im Kreise dreht und dabei verzweifelt nach der Chorus-Nadel im Heuhaufen sucht, schlägt man als Fan von "Wonder Days" nur noch die Hände vors Gesicht. So blättert der gerade erst wieder neu aufgetragene Lack schon wieder ab. Schade.
1 Kommentar
Sehe die Scheibe um einiges Besser wie bewertet. Ok die Junx erfinden das Genre nicht neu ist aber für mich guter Hard-Rock. 3-4 Sterne von mir.