laut.de-Kritik
Die Ex-Metaller setzen auf heftigen Pop-Appeal.
Review von Michael EdeleNa, was ist denn jetzt passiert? Düsterheimer Johan Edlund hat den Humor und den Sarkasmus für sich entdeckt? Passt das denn überhaupt zu einer Band wie Tiamat? Ja klar, warum auch nicht! Wer daran allerdings zweifelt, der wird mit "Judas Christ" bestimmt so seine Probleme haben.
Mit dem Opener "The Return Of The Son Of Nothing" lässt der Mann mein Herz zunächst mal höher schlagen, da der Track doch deutliche Parallelen zu guten alten "Wildhoney"-Zeiten aufweist. Doch schon "So Much For Suicide" (schwarzer Humor, wie ihn Monty Python nicht besser hätten formulieren können) deutet an, was die Single "Vote For Love" bestätigt: Tiamat setzen anno 2002 auf einen heftigen Pop-Appeal.
So, damit dürften sich jetzt einige mächtig vor den Latz getreten fühlen, aber das muss gar nicht sein. Im Gegensatz zu HIM schafft es das Quartett nämlich, nicht im Belanglos-Pop unter zu gehen, sondern eher noch einen Schuss Sisters mit zu bringen.
"The Truth's For Sale" kramt ebenfalls tief in der Gothik-Kiste, bevor es mit "Fireflower" in sphärische Pink Floyd-Dimensionen abgeht, was an sich nicht verwerflich ist, aber das seltsame Gejammer mit was für einem Instrument auch immer (vielleicht werden auch nur Johans Nüsse gestretcht?) geht mächtig auf den Sack.
"Love Is As Good As Soma" wird ebenfalls durch den eher untypischen Sarkasmus geprägt, der auch "Angel Holograms" durchwirkt, hier wird aber genau wie bei "Spine" und vor allem dem geilen "I Am In Love With Myself" wieder kräftiger gerockt. Umso erstaunlicher mutet damit "Heaven Of High" an, den ich in der Form eher von den Pogues erwartet hätte, als von dem glatzköpfigen Skandinavier. "Too Far Gone" ist ebenfalls alles andere als typisch für Tiamat, aber das Album klingt dermaßen locker, ehrlich und entspannt, dass ich dem Kerl so ziemlich alles durchgehen lasse.
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