laut.de-Kritik
Meisterwerk an Atmosphäre mit wahren Gänsehaut-Klassikern.
Review von Michael EdeleMit "Wildhoney" haben sich Tiamat ihre eigene Crux geschaffen. Genau wie unzählige andere Bands haben sie ein Album vorgelegt, an dem sie sich fortan messen lassen müssen, und das eigentlich nicht mehr übertroffen werden kann. So ist "Prey" zwar auch ein Meisterwerk an Atmosphäre geworden, wird aber dennoch Schwierigkeiten haben, aus dem übermächtigen Schatten von "Wildhoney" herauszutreten.
Im Gegensatz zum Vorgänger "Judas Christ" gibt es auf "Prey" weder poppige Klänge oder auch nur vereinzelt rockige Töne ("Light In Extension") zu hören. Johan Edlund und seine endlich mal wieder gleich gebliebene Hintermannschaft praktizieren viel eher einen musikalischen Minimalismus, der mit seinen ruhigen Tönen herrlich zum Träumen oder zum langsamen Verzweifeln einlädt.
Schon die Vorab-Single "Cain", die mit leichtem Vogelgezwitscher anfängt und auch perfekt auf "Wildhoney" gepasst hätte, jagt einem Schauer über den Rücken. Daran schließt sich nahtlos "Ten Thousand Tentacles" an, welches eigentlich eher ein Outro zu "Cain" ist. "Wings Of Heaven" macht die Vorliebe für Pink Floyd wieder einmal überdeutlich
"Divided" und das sphärischen Titelstück sind Paradebeispiele dafür, was sich mit minimaler Instrumtalisierung und einer ausdrucksstarken Stimme an Emotionen erzeugen lässt. Johan hat seiner Stimme inzwischen noch mehr Facetten entlocken können, die vor allem bei "Light In Extension" deutlich werden, und hat es inzwischen mehr als verdient, auch außerhalb der Metal-Szene Beachtung zu bekommen. Für "Divided" und "Carry Your Cross And I'll Carry Mine" hat er auch noch weibliche Unterstützung bekommen, die die beiden Stücke zu wahren Gänsehaut-Klassikern macht. "Prey", "The Garden Of Heathen" und "Clovenhoof" müssen eh als musikalische Einheit betrachtet werden und gehen ganz tief unter die Haut.
Für das abschließende, über siebenminütige "The Pentagram" hat sich Johan extra noch die Genehmigung vom Ordo Templi Orientis geholt, um das Aleister Crowley Gedicht vertonen zu dürfen. Egal, ob die Messlatte von "Wildhoney" jetzt übersprungen werden konnte oder nicht, für die kalten und tristen Novembertage ist "Prey" jedenfalls genau die richtige musikalische Untermalung.
4 Kommentare mit einer Antwort
Ja ne wirklich schöne scheibe.
ich bin wirklich hin und hergerissen ob ich die Platte hören soll oder auf meinen neuen Bassverstärker spielen soll.
Hoffentlich gehen sie auch mal wieder auf Tour, letztes Jahr aufm Summer Brezze haben sie mir nämlich sehr gefallen und das ohne Bühnenshow.
Hm, dann werde ich mir die Platte auch mal zulegen. Die 1. Single ist ja absolut genial.
jo die platte is hammer.... divided gefällt mir am besten. aber cain, carry your cross und nihil sind auch ziemlich geil. eigentlich is kein schlechter song dabei. nur light in extension fällt imho etwas ab.
Aus österlichen Gründen Mal wieder reingehört. "Carry your Cross i'll carry mine" ist tatsächlich das beste Sisters of Mercy Lied, welches nicht von den Sisters geschrieben wurde
Wildhoney schwebt mir seit geraumer Zeit wieder im Hinterkopf rum. Wird Zeit für ordentliches Weed und ne frische Listening Session