laut.de-Kritik
Die Schwaben versohlen einem fünfmal den Arsch.
Review von Michael EdeleWie sagte der Purify-Gitarrist einst anerkennend: "Da hat wohl einer mehr geübt, als gesoffen." Ob dem im Falle von Gitarrist Alex Scholpp so ist, kann ich nicht wirklich beurteilen. Tatsache ist allerdings, dass der Mann scheinbar 24 Stunden am Tag die Gitarre um den Hals hat und mit seinen unterschiedlichsten Bands und Projekten Musik aufnimmt.
Neben Farmer Boys (ja, und natürlich Tarja) war vor allem Tieflader das Baby, dem der Mann regelmäßig seine Aufmerksamkeit widmete. Leider hat es mal wieder nur für eine EP gereicht, ein komplettes Album steht momentan nur bei den Farmer Boys auf dem Plan. Somit muss der geneigte Fan sich mit fünf Songs zufriedengeben.
Die haben es aber in sich. Es ist ja nichts dagegen einzuwenden, wenn man einfach mal auf Füllmaterial verzichtet und dafür fünfmal in 20 Minuten den Arsch versohlt bekommt. Genau diesen Effekt haben die Songs auf "Apokalypse Jetzt" und das Beste daran ist: jeder Nummer funktioniert auch bestens live.
Schon kurz nach der Veröffentlichung Mitte Dezember gab es zwei Konzerte, auf denen die Tracks auf ihre Live-Tauglichkeit abgeklopft wurden und das Ergebnis war eindeutig positiv. Die an Phil Anselmo erinnernde Stimme von Fronter Patrick Schneider röhrt im Titeltrack satt über die groovenden Riffs von Alex weg. Die Nähe zu Pantera hört beim Gesang nicht auf, denn auch die Instrumental-Fraktion wandelt leicht auf den einst großartigen Spuren der Texaner.
"Gib Mir Die Hand" setzt im Anschluss auf ein Black Sabbath-Riff und kriecht entsprechend recht schleppend durch die Speaker. Zumindest mir fiel erst beim wiederholten Durchlauf auf, dass Patrick hier Textzeilen aus Goethes Faust zitiert, was tatsächlich wie die besagte Faust aufs Auge passt. Das gewohnte Soundloch durch die nicht vorhandene Rhythmusgitarre beim Solo bleibt aber nach wie vor Geschmackssache.
"Sintflut" setzt dann wieder voll auf die Groove-Keule und war besonders live die Nummer, die richtig gezündet hat. Tatsächlich muss der Mann nicht Goethe wiedergeben, um gute Texte vorzuweisen. Die Sozialkritik ist deutlich zu hören - die politischen Töne bleiben oft Interpretationssache, sind aber auch entsprechend gut formuliert.
Der musikalische Ausreißer hört auf den Titel "Dunkelblau" und beinhaltet eher ruhige Töne über Tribals von den Drums, die sich nur zum Refrain hin steigern. Würde Patrick im Chorus nicht wieder den Anselmo zünden, hier wäre vielleicht sogar Charts-Potential vorhanden. Umso mehr begrüßenswert, dass die Jungs da fröhlich drauf scheißen. Allerdings wird Alex hier seiner Linie ein wenig untreu, denn auf einmal tönen maidenesk-gedoppelte Gitarrenleads durch den Hintergrund.
Den Rausschmeißer gibt das kurz und knackig betitelte "F.D.I.K." Der Song besitzt einen mörderischen Drive, der durch den launig vorgetragenen Chorus mindestens genauso viel Power erfährt, wie durch das fette Riff und die treibenden Drums. Würde mich doch sehr wundern, wenn der Track nicht fest auf der Setlist landet.
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