laut.de-Kritik

Ein Xavier Naidoo für die Nachbarschaft.

Review von

Schon manch ein Newcomer hat sich bereits vor der ersten offiziellen Veröffentlichung mit großen Worten und Ankündigungen um Kopf und Kragen geredet. Lauscht man einigen Anekdoten des Berliner Singer/Songwriters Tim Bendzko, stellen sich einem schon die Nackenhaare auf.

Bereits mit 16 Jahren hatte der heute 26-jährige Hauptstädter alles andere als ein verkümmertes Selbstwertgefühl. Als seinerzeit die ersten Songideen aus ihm heraussprudelten, beschrieb er diesen Zustand folgendermaßen: "Die Songs waren richtig gut, doch so ausdrucksstark, dass sie nicht wirklich zu einem 16-Jährigen passen". Bescheidenheit klingt anders.

Dermaßen überzeugtes Auftreten bewirkt in der Regel Hellhörigkeit und eine nicht zu unterschätzende Portion Skepsis. Doch während die Aufmerksamkeit mit jeder Minute seines Debüts "Wenn Worte Meine Sprache Wären" steigt, lösen sich die anfänglichen Vorbehalte bereits nach dem Opener "Auf den Ersten Blick" in Luft auf.

Mit souliger Stimme und jazzig-poppigem Background findet der Lockenkopf mit dem Song den perfekten Einstieg ins Album und philosophiert über vermeintliche Abgründe hinter glitzernden Fassaden. Der Mutmacher "Sag Einfach Ja" kommt beschwingt daher, während "Du Warst Noch Nie Hier" mit Ruhe und Intensität glänzt und sich mit Einsamkeit und verpassten Chancen auseinandersetzt.

Bereits nach wenigen Songs macht man sich Gedanken über vermeintliche Einflüsse von Tim Bendzko, und dabei schwirrt einem immer wieder derselbe Name im Kopf herum: Xavier Naidoo. Die Art und Weise, wie der Berliner seinen Gesang diktiert und ihm immer wieder diese typisch versetze Note verpasst, erinnert schon verdächtig stark an den Mannheimer Weltverbesserungs-Poeten.

Der große Unterschied zum Barden aus der Pfalz ist aber Tim Bendzkos inhaltliche Nähe zur Nachbarschaft. Songs wie "Schall Und Rauch" oder auch "Nur Noch Kurz Die Welt Retten" nehmen einen bei der Hand und halten Spiegel vor die Augen. Tim Bendzko wählt einfache Worte und verfällt selten in Phrasen. Es geht ihm in seinen Texten primär um sich selbst und sein unmittelbares Umfeld, was ihm die nötige Authentizität verleiht.

Während sich die Musik relativ schnell festfährt und sich irgendwo zwischen Annett Louisan, Max Mutzke und Roger Cicero einpendelt, erzwingen die Texte mehrere Durchläufe und offenbaren selbst beim dritten Gang noch versteckte Botschaften und Mitteilungen, die einem zu Beginn noch verwehrt bleiben. Das Paket ist stimmig und homogen. Hier folgt der Fall keinesfalls dem Hochmut; ganz im Gegenteil.

Trackliste

  1. 1. Auf Den Ersten Blick
  2. 2. Sag Einfach Ja
  3. 3. Mehr Davon
  4. 4. Du Warst Noch Nie Hier
  5. 5. Wenn Worte Meine Sprache Wären
  6. 6. Das Letzte Mal
  7. 7. Ich Kann Alles Sehen
  8. 8. Nur Noch Kurz Die Welt Retten
  9. 9. Es Kommt Zurück
  10. 10. Ich Laufe
  11. 11. Schall & Rauch
  12. 12. Ich Hör Nich Auf

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9 Kommentare

  • Vor 13 Jahren

    Einfach nur peinlich. Die Musik und die Kritik.

  • Vor 13 Jahren

    Warum müssen eigentlich einige immer alles miesmachen, was ihnen nicht gefällt? Wenn ich kein HipHop mag, dann bewerte ich auch keine HipHop-Platte und Ende Gelände!

    Bendzko hat Talent:

    1. Er hat eine gute Stimme, 2. Er kann singen, 3. Er schreibt ganz netten Alltagspop, nicht überragend, aber besser als vieles andere, was so aus dem englischsprachigen Ausland kommt, 4. Er sieht gut aus, 5. Er kann sich verkaufen

    Das reicht doch um eine Daseinsberechtigung und Erfolg zu haben oder?

    PS: Ich habe kürzlich zum ersten Mal einen Song von Justin Bieber gehört (unfreiwilig) und musste leider feststellen, dass der Knabe überhaupt keine Stimme hat und zudem nicht singen kann, Millionen Fans hat er trotzdem.

  • Vor 13 Jahren

    punkt vier ist natürlich ein wahres totschlagargument.