laut.de-Kritik
Musik zum Staubwischen, Reifenwechseln oder Nasepopeln
Review von Gregory BritschTowa Tei dürfte wohl den wenigsten ein Begriff sein. In den frühen 90ern war der Japaner Mitglied bzw. Produzent der Discopop Formation "Deee Lite", deren Hit "Groove Is In The Heart" sogar MTVs Oberknallköppe Beavis & Butthead zum Hüftschwingen animieren konnte.
Sein mittlerweile drittes Soloalbum "Last Century Modern" hat mit Discopop rein gar nichts mehr am Hut. Vielmehr widmet sich Towa Tei nun mit viel Hingabe den verschiedenen Richtungen elektronischer Musik, huldigt Drum'n'Bass oder kraftwerkschem Electro, aber auch französischem Liedgut und schlichtem Easy Listening aus seiner Heimat.
Beim ersten Track packt er das klassische französische Akkordeon aus und lässt die Sängerin UA (war das der erste Eindruck seitens der Mutter?) genüsslich im letzten Jahrhundert schwelgen. Der zweite ist ein mit Pascale Borel arrangierter und leicht beswingter Easy Listening Song, bei dem sich die Beine automatisch hochlegen. "Angel" feat. Ayumi Tanabe & Viv wird von einer Bassdrum getragen, die von Anfang an nach vorne geht. Drum'n'Bass mit Vocals kann auch kicken! Gleiches gilt für "Butterfly". Die deutsche Version von Chatter macht deutlich, dass Kraftwerk auch an Herrn Tei nicht spurlos vorbei gebraust sind. Nette Hommage an die Herren aus Düsseldorf.
Die restlichen Stücke halten sich angenehm zurück und tun keinem wirklich weh. Das ist Musik zum Staubwischen, Reifenwechseln oder Nasepopeln.
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