laut.de-Kritik
Bei den 'neuen Sex Pistols' wimmern und bluten die Gitarren ...
Review von Michael EdeleEngland hat scheinbar wieder einmal die neuen Beatles (in dem Fall wohl eher Sex Pistols) gefunden, doch in unseren Breiten kratzen die Towers Of London bis auf einige Eingeweihte eigentlich noch kein Schwein. Dabei haben es die Jungs schon auf ein paar der größten Festivals Europas geschafft und auch in Kollegen Schuhs Lieblingslektüre, das Penthouse. Allerdings in die amerikanische Ausgabe, und zum Glück auch nur mit einem Interview.
Während Franz Ferdinands und Konsorten auf ihren Klampfen vor sich hinschrammeln und scheinbar noch nie einen anständigen Verzerrer ausprobiert haben, lassen die Towers Of London ihre Klampfen endlich mal wieder richtig wimmern und bluten. Ganz im Stile von den Sex Pistols, The Clash und den Glamrock-Helden der US-Szene rotzt das Quartett eine dreiviertel Stunde durch die Gegend und bringt endlich mal wieder ein wenig Punk in den britischen Rock'n'Roll.
Intellektuellen Anspruch gibt's woanders, die Towers Of London feiern eine lange Party, und zwar Tag und Nacht. Wer nicht mitmosht, bekommt kurzerhand eins auf die Ohren und eine Flasche Bier in die Hand gedrückt - und schon stimmt die Sache. Was anderes sollte man bei Hommagen an die Sex Pistols oder The Clash wie W"Air Guitar", "Fuck It Up" oder "On A Noose" auch nicht machen. Entweder man geht mit, oder man verlässt die Party. Dann gehen einem aber Glamrocker wie "Beaujolias" oder "Believing" durch die Lappen.
Immer wenn man ansatzweise das Gefühl hat, dass etwa "Kill The Pop Scene" vielleicht doch eine Spur zu zahm ausfällt, gibt's einen Chorus um die Ohren, der einfach nur zum Mitgröhlen anregt. Selbst "King", der schon mit schmalzigen Streichern anfängt, kriegt noch mal die Kurve. "I'm A Rat" erinnert sogar in den Ansätzen an die absoluten Rotzrock-Könige von den Bones, an welche die Londoner trotz guter Ansätze natürlich noch lange nicht heranreichen.
Der ganze Hype, der um die Band schon jetzt abläuft, ist vielleicht übertrieben, aber zumindest sorgen die Jungs für gute Laune und haben dabei tatsächlich noch ein paar Eier in der Hose. Mehr jedenfalls als jeder Franz oder Ferdinand von sich behaupten kann. Zum Schluss gibt's deshalb auch noch die Redneck-Version von "Fuck It Up", stilgerecht mit Banjo.
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