laut.de-Kritik

Progressive Rock, der Spaß macht.

Review von

"It's just another gig. Let's do our best, let's play our best and have some fun", reden sich die Mitglieder von Transatlantic Mut zu, bevor sie im November 2001 die Bühne des "013" im holländischen Tilburg stürmen. "Nothing but fucking epics tonight", kündigt Mike Portnoy anschließend an und fasst das Programm des Abends prägend zusammen.

Neben Dream Theater-Schlagzeuger bestehen Transatlantic aus Neal Morse (Keyboards, Gesang) von Spock's Beard, Roine Stolt (Gitarre, Gesang) von Flower Kings und Pete Trewavas (Bass, Gesang) von Marillion. Eine außergewöhnliche Besetzung, die Tourgast Daniel Gildenlöw von Pain Of Salvation zusätzlich aufwertet.

Dass die Band aus gleichwertigen Mitgliedern besteht, zeigt sich bei der Aufstellung auf der Bühne: Portnoy und Morse befinden sich mit ihren Instrumenten auf zwei seitlichen Emporen und bilden eine Art Rahmen um Stolt und Trewavas. Gildenlöw muss sich zwar mit der zweiten Reihe begnügen, ist dafür aber in der Mitte des Geschehens positioniert.

Ein knapp zweieinhalbstündiges Konzert mit sechs Stücken zu bestreiten, von denen drei eine Länge von dreißig Minuten vorweisen, ist ein mutiges Unterfangen. In guter Progressive Rock-Manier wechseln sich innerhalb der Kompositionen jedoch nicht nur die Instrumente, sondern auch die Stimmungen ab. So finden sich innerhalb des vorwiegend besonnenen Openers "Duel With The Devil" neben Gitarrensoli und härteren Einlagen, die an den Sound von Deep Purple erinnern, auch länger gesungene Passagen. Dem Können der Akteure ist es zu verdanken, dass keine Langeweile aufkommt; die Eröffnungsmelodie dient immer wieder als Basis für Improvisationen, die auch überraschende Wendungen nehmen. So etwa in "Suite Charlotte Pike Medley", das einen guten Teil der B-Seite von "Abbey Road" der Beatles mit eigenem Material vermischt.

Angesichts einer solchen Pracht bleibt dem fast ausschließlich männlichen Publikum mittleren Alters nicht viel anderes übrig, als zu staunen und überwältigt zu klatschen. Eine ausgelassene Stimmung, die auch auf DVD gut rüberkommt. Eine solche Show in Bildern zusammenzufassen ist sicherlich schwierig, da weniger die Akteure, sondern eher die Musik im Vordergrund steht. Mehrere Kameras und Nahaufnahmen sorgen für Abwechslung und bringen das Geschehen auf der Bühne bis ins Wohnzimmer hinein.

Nach dem Ausstieg von Morse und der folgenden Auflösung von Transatlantic, gewinnen auch die zusätzlichen Special Features an Bedeutung. Interessant ist vor allem eine Aufzeichnung von Pink Floyds "Shine On You Crazy Diamond". Gitarrist Stolt erinnert am Mikrofon eher an Roger Waters als an David Gilmour. Zwar orientiert sich die Version stark am Original, im mittleren Teil nutzen die Mitglieder jedoch die Gelegenheit, um zu improvisieren.

Weniger interessant fallen dagegen Tour-Schnappschüsse und eine Art Tagebuch aus, das die wichtigsten Etappen ihrer Europatour festhält. Meist besteht es aus Minicam-Aufnahmen bescheidener Qualität, zum Schluss erzählen die Mitglieder von ihren Eindrücken und Erfahrungen. Morse scheint dabei derjenige zu sein, der die größte Begeisterung beisteuert. Schade, dass gerade er dieses Experiment 2003 überraschend beendet hat.

Trackliste

DVD1 - Konzert

  1. 1. Duel With The Devil
  2. 2. My New World
  3. 3. We All Need Some Light
  4. 4. Suite Charlotte Pike Medley
  5. 5. Stranger In Your Soul
  6. 6. All Of The Above

DVD 2 - Extras

  1. 7. Tour Documentary
  2. 8. Shine On You Crazy Diamond
  3. 9. Photo Gallery

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