laut.de-Kritik
Bewegte Stücke voll Melancholie.
Review von Giuliano BenassiNach dem Erfolg von "The Optimist LP" war es für eine junge Band wie Turin Brakes sicherlich nicht einfach, ein Nachfolgealbum aufzunehmen. Zu scharf die Messer der Kritiker, zu hoch die Erwartungen von Label und Fans. Demnach scheint das Motto im Studio gewesen zu sein, die Stärken beizubehalten und ein paar neue Elemente hinzu zu fügen.
Zwar klingen die in Los Angeles aufgenommenen Stücke bewegter als auf dem Debutalbum, der Stil bleibt aber der selbe, mit schrammeligen Akustikgitarren und Ollie Knights markanter, nasaler und leicht vibrierender Stimme. Es ist genaueres Hinhören vonnöten, um Unterschiede fest zu stellen. Mit Produzent Tony Hoffer, der auch schon für Air und Beck gerbeitet hat, ist der Sound vielschichtiger geworden und die Stimmung trotz gelegentlicher Verzerrungen und elektronischer Klänge melancholischer. Es fehlen zwar Ohrwürmer, nach mehrmaligem Hören prägen sich die Stücke aber ein und es kommen immer wieder Zitate ans Licht, seien es die 4 Non Blondes, Bob Dylan oder Jeff Buckley.
An manchen Stellen, so bei der Singleauskopplung "Summer Rain", ist der Klang etwas zu angereichert, ansonsten plätschert das Album schön vor sich hin. Die Texte sind persönlicher geworden und klingen teilweise recht düster. "Let the sun be gone", heißt es gleich in der ersten Zeile des Openers "Blue Hour", und: "have another drink, enjoy another cigarette, because it's time you realize you're just an average man". In Song Nummer Sechs dann "I'm a stone you have thrown in the ocean, how many stones have you thrown ... take me sailing again ... your love was just a fucking game".
Einen guten Eindruck hinterlässt die Eingespieltheit der Band, die mittlerweile auf fünf Mitglieder angestiegen ist. Neben den zwei Köpfen hatten auch Bassist, Schlagzeuger und Keyboarder merklich Spaß an der Sache, die Übergänge sind sauber, musikalisch gibt es keine Durchhänger. Mit "Ether Song" beweisen Turin Brakes, eine gute Band zu sein und der ihnen zugeschriebenen Rolle als "neue Hoffnung" gerecht zu werden. Ein Meisterwerk ist es nicht, aber dafür bleibt noch genügend Zeit.
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